17. Dezember 2018, 18:08

DAX macht auf dem Absatz kehrt – Einzelhändler geraten massiv unter Druck

Sah es heute Morgen zum Handelsstart noch so aus, als würde sich die Situation an der Frankfurter Börse in der letzten Handelswoche vor Weihnachten zumindest etwas beruhigen, fiel der Deutsche Aktienindex am Nachmittag erneut auf die Marke von 10.700 Punkten zurück. Die Konjunktursorgen erhielten heute neue Nahrung durch eine Gewinnwarnung des britischen Online-Modehändlers Asos, der erst sein deutsches Pendant Zalando, dann die gesamte Einzelhandelsbranche und am Ende den gesamten Aktienmarkt mit nach unten riss.

Dass die Zalando-Aktie trotz Bekräftigung ihrer Zahlen ihre Verluste nicht wirklich signifikant verringern konnte, sagt viel über die Anlegerstimmung aus. Die Anleger sind vor den Feiertagen einfach nicht mehr bereit, neue Engagements einzugehen, egal wie billig Aktien werden. Wenn man heute die Kurse einiger Substanzaktien mit Wert vor einem Jahr vergleicht, erscheinen viele von ihnen günstig. Geht man aber von einem mehrjährigen Bärenmarkt aus, so wären auch die jetzigen Kurse noch teuer.

Raus aus dem Risiko, Zurückhaltung heißt deshalb das Gebot der Stunde. Das Umfeld bestehend aus Brexit-Chaos, Sorgen um die finanzielle Zukunft Italiens und dem schwelenden Handelskrieg macht alles andere als Lust auf Aktien. Und über allem thront die Angst vor einer Rezession und damit sinkenden Unternehmensgewinnen, die mit jeder weiteren Gewinnwarnung neue Nahrung erhält.

Die große Überraschung könnte in dieser Woche aus Washington kommen, wenn die US-Notenbank in dieser Woche nicht an der Zinsschraube dreht. Das wäre die nötige Unterstützung für eine Jahresendrally in allerletzter Sekunde. Auch gerade deshalb, weil am Markt keiner damit rechnet. Die für eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte veranschlagte Wahrscheinlichkeit liegt aktuell bei gut 78 Prozent.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.