So schnell, wie die Angst vor einem Kollaps des chinesischen Immobilien-Giganten Evergrande gestern über die Börse hineinbrach, so schnell schwindet sie heute wieder. Die Anleger setzen nach dem Schock vom Wochenende nun darauf, dass sich am Ende selbst eine Pleite des Konzerns nicht gravierend auf die Weltwirtschaft und das westliche Bankensystem auswirken sollte. Und noch besteht auch die Hoffnung, dass Peking stützend eingreifen und das Schlimmste am Ende doch verhindern wird.
Damit haben die Schnäppchenjäger, die gestern knapp über der 15.000er Marke im DAX Mut fassten und bei Aktien zugriffen, zumindest bislang die richtige Entscheidung getroffen. Ob das heutige Kursplus allerdings mehr als nur eine technische Gegenreaktion auf die herben Verluste vom Vortag ist, bleibt zur Stunde offen. Diese Feuertaufe sollte erst in den kommenden beiden Handelstagen stattfinden. Denn am Donnerstag kehren die Chinesen aus ihrer Feiertagspause an die Börse zurück und der Evergrande-Konzern muss auf zwei Anleihen Zinszahlungen in Höhe von über 100 Millionen Dollar leisten. Und morgen tagt noch die US-Notenbank, wobei die Verkündung eines konkreten Termins zum Start des Taperings die Dinge an der Börse zusätzlich ins Wanken bringen könnte. Zumindest aber werden die Anleger ganz besonders auf die Prognosen zu Zinsen und Inflation achten, um Hinweise darauf zu erhalten, wie und wann die Zentralbank mit der Verlangsamung bzw. Reduzierung ihres monatlichen Programms zum Ankauf von Anleihen aus der Covid-19-Pandemie-Ära beginnen wird, das den Märkten Liquidität zuführt. Die aktuelle Marktvolatilität, die wir aktuell beobachten, spiegelt daher ein breiteres Spektrum von Risiken wider als nur die chinesische Immobilienkrise, da sich die Investoren in dieser Gemengelage auch immer stärker die Frage stellen, ob die aktuell hohen Bewertungen noch gerechtfertigt sind oder nicht noch mehr heiße Luft aus dem Kessel entweichen muss, wie gestern schon im Ansatz erlebt. |
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