27. Oktober 2020, 18:03

DAX scheitert an der Stabilisierung – Von Lockdown light bis radikal ist alles möglich

Den Anlegern am deutschen Aktienmarkt war heute anzumerken, dass sie noch nicht ganz über die gestrige Talfahrt der Kurse hinweggekommen sind. Wochenlang konnte immer wieder durch potenzielle Käufer die Rally fortgesetzt und damit ein solcher Einbruch, wie er sich gestern ereignete, vermieden werden. Dass dieser Rutsch jetzt gekommen ist, hat viele von ihnen in Kombination mit der herannahenden US-Präsidentschaftswahl in einer Woche zunächst einmal an die Seitenlinie geschickt.

Dass in diesem Umfeld gerade der Bitcoin ansteigen kann, zeigt jedoch, dass das spekulative Interesse an Risikovermögenswerten nicht gänzlich aus dem Markt verschwunden ist. Es hat sich lediglich verlagert. Wenn sich also die Rahmenbedingungen verbessern, kann es zu einer schnellen Gegenbewegung auch im DAX kommen. Hierzu müssten allerdings aus technischer Sicht die Widerstandszone bei 12.303 Punkten und vor allem die bei 12.750 Punkten überwunden werden. Unter diesen Hürden bleiben die charttechnischen Daumen erst einmal gesenkt.

Derzeit werden von der Politik, aber auch den Investoren die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens von Lockdown light bis hin zu einem radikalen Shutdown von Wirtschaft und Gesellschaft für eine kurze Zeit mit all ihren Begleiterscheinungen abgewogen. Da die Antwort auf die Frage aber noch nicht gegeben und die entsprechenden Konsequenzen noch nicht absehbar sind, dürfte am Aktienmarkt Zurückhaltung weiterhin das oberste Gebot der Stunde sein. Morgen Mittag, wenn die Bundeskanzlerin aus der nächsten Krisensitzung mit den Ministerpräsidenten kommt, könnten wir dieser Antwort allerdings ein kleines Stück nähergekommen sein.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.