Status Quo Future-Handel: Welche Anpassungen bei den Future-Brokern gibt es?

Seit 1. Januar 2023 gelten in Deutschland neue Anforderungen für den Future-Handel. Die Bafin hat verfügt, dass an Privatanleger keine Futures mehr mit Nachschußpflicht vertrieben werden dürfen bzw. wenn, dann nur noch unter bestimmten Bedingungen (wir berichteten).

Uns hat nun interessiert, wie die deutschen Future-Broker mit den neuen Regeln umgehen.

DEGIRO:
Der niederländische Broker hat die drastischste Lösung gewählt. Er hat den Future-Handel für Kunden mit Wohnsitz in Deutschland komplett eingestellt. Damit können Bestandskunden, die über DEGIRO in der Vergangenheit aktiv Futures gehandelt haben, können nicht mehr auf das Future-Angebot bei DEGIRO zugreifen. DEGIRO ist auch in diversen anderen europäischen Ländern aktiv. Dort können Kunden mit Wohnsitz in dem jeweiligen Land weiterhin mit Futures handeln, aber deutsche Kunden nicht mehr.

WH Selfinvest:
Der Broker mit Sitz in Luxemburg hat eine sehr kundenfreundliche Lösung gewählt. Er hat die Nachschußpflicht auf Futures in seinen AGB für Privatkunden ausgeschlossen. Gleichzeitig wurde die Margin, also die Sicherheitsleistung, die Kunden hinterlegen müssen, um einen Kontrakt zu handeln, unverändert gelassen. Für einen DAX-Future muss nach wie vor nur ca. 20% der von der EUREX verlangten Margin hinterlegt werden (FDAX Intraday Margin: 7.660?).

FXFlat
Der Broker mit Sitz in Ratingen bietet 2 Kontovarianten an, mit denen Futures gehandelt werden können. Da ist zum einen das direkt bei FXFlat geführte MetaTrader-Konto. Hier wurde ebenfalls sehr kundenfreundlich gehandelt und per AGB die Nachschußpflicht für Privatkunden ausgeschlossen. Die für den Handel notwendigen Sicherheitsleistungen wurden unverändert gelassen (z.B. FDAX Intraday Margin: 3.900?).

Parallel dazu bietet FXFlat als Introducing Broker auch ein TWS-Konto an, welches bei Interactive Brokers geführt wird. Der US-Brokerriese hat zwar auch die Nachschußpflicht ausgeschlossen, hat aber im Gegenzug die Intraday- und Overnight-Margin drastisch erhöht. So verlangt IB nun eine Intraday-Sicherheitsleistung für den FDAX von 35.697? ! Diese Sicherheitsleistung entspricht dem, was Kunden bei WH Selfinvest bzw. FXFlat MetaTrader im Overnight-Bereich hinterlegen müssten.

Consorsbank:
Die Consorsbank hat einen anderen Weg gewählt. Ihre Kunden müssen bei jedem Trade bestätigen, dass sie dieses Future-Geschäft zur Absicherung einer vorhandene anderen Position nutzen. Der Kunde sichert dies durch das Anklicken einer Checkbox zu.

onvista bank:
Die onvista bank ist ein Pionier im Handel mit der Eurex. Bereits seit 1997 bietet sie den Handel an der Eurex für Privatanleger an (früher noch unter der Marke „fimatex“). Bei der Umsetzung der Bafin-Anforderungen geht sie den gleichen Weg wie die Consorsbank und lässt ihre Kunden vor jedem Trade eine Checkbox anklicken, dass dieses Geschäft ausschließlich Absicherungszwecken dient.

Damit nutzen die Consorsbank und die onvista bank einen Entscheidungsspielraum, denn die Bafin hat in ihrer Verfügung festgelegt, dass Privatkunden Futures in der bisherigen Form nur noch zur Absicherung (Hedging) nutzen dürfen. Der große Nachteil aus Kundensicht: damit verbleibt das Nachschussrisiko voll beim Kunden.

Wir werden diesen Artikel laufend anpassen, wenn wir auch von anderen Brokern in Erfahrung gebracht haben, wie diese den Futurehandel nach der Verfügung der Bafin angepasst haben. Hier freuen wir uns auch auf Eure Kommentare!

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