Marketindex Tradingtagebuch – verpasster Short-Trade DAX

Wir schreiben den 23. August 2011. Der DAX hat in der Vorwoche ein neues Verlaufstief generiert und zeigte damit weiterhin Schwäche gegenüber dem amerikanischen S&P 500, den ich mir neben dem DAX selbst sehr genau zu Analysezwecken anschaue. Nachdem ich mir ein Bild vom US-Handel gemacht hatte, öffnete ich den DAX in der marketindex-Plattform als 5-Mintuen-Candlestick-Chart und notierte mir wichtige Hoch-, Tief- und Schlusskurse und mögliche Ein- und Ausstiegspunkte. Wenig später war es so weit: Der Kassa-DAX eröffnete mit einem Upgap bei 5.529 Punkten. Die positive Entwicklung setzte sich bis kurz nach 10.00 Uhr fort und ließ den heimischen Leitindex auf 5.636 Punkte ansteigen. Zu diesem Zeitpunkt war ich durchaus noch relativ bullish, schließlich wurde das Vortageshoch bei 5.591 mühelos überwunden. Der Blick auf die Indikatoren RSI und Stochastik machten aber klar, dass die Aufwärtsbewegung zunächst eine kleine Verschnaufpause durchlaufen sollte. Ich nahm mir also vor, long einzusteigen, wenn es zu einem Rücksetzer an das Vortagshoch kommen würde und anschließend eine Kerze nach oben als Bestätigung vorhanden wäre. Gegen halb elf war die Hoffnung auf einen Long-Einstieg allerdings schon begraben. Der DAX durchbrach die wichtige 5.591-Punkte-Marke und machte keine Anstalten, sich gen Norden zu bewegen. Im Gegenteil: Gleich mehrfach scheiterten die Bullen an dem genannten Widerstandsniveau. Was nun folgte, war ein astreiner Abwärtstrend, der den Leitindex von 10.05 bis 15.40 Uhr um satte 184 Punkte sinken ließ.

Abwärtstrend gebrochen ? Zeit für einen Long-Trade

Kurz nach 16 Uhr war der Spuk dann jedoch vorbei. Nach der Ausbildung des Tagestiefs bei 5.449 gelang es den Bullen, wieder die Oberhand zu gewinnen. Der DAX brach den Abwärtstrend mit hoher Dynamik und stieg wieder über das Eröffnungsniveau an ? ein  positives Signal. Bei 5.534 Punkten ging dem Index die Puste aus und ein Pullback begann. Nach der Ausbildung zweier negativer Kerzen gelang bereits um 16.20 Uhr eine Stabilisierung und ich öffnete die Ordermaske.

Das Setup war nun klar: Sobald das Hoch bei 5.534 überwunden wird, wollte ich Long gehen und von dem weiteren Anstieg profitieren. Ich gab also eine Stopp-Buy-Order bei 5.537 Punkten ein. Als Stopp definierte ich die 5.495-Punkte-Marke, also leicht unterhalb des Pullback-Tiefs. Das Risiko bei dem Trade lag folglich bei 42 Punkten.

Stopp wird ausgelöst ? wegen drei Punkten!

Nur wenig später, etwa um Viertel vor fünf, wurde die Stopp-Order aktiviert und ich freute mich, dass alles nach Plan lief. Doch die Freude währte nicht lange. Nur wenige Minuten später schwächelte der Kurs und kurz vor 17 Uhr war eine größere Abwärtskerze im Chart zu sehen. Ich behielt dennoch die Ruhe, schließlich war der Abwärtstrend  nachhaltig gebrochen und auch der anschließende Pullback verlief lehrbuchmäßig. Das Setup stimmte und mein Stopp war im System, also konnte nichts anbrennen. Doch es kam, wie es kommen musste: Der DAX lief weiter nach unten, scherte sich nicht um das  jüngste Tief, das als Stopp-Marke für meinen Trade diente, und fiel gegen 17.05 Uhr auf 5.492 Punkte. Mein Stopp wurde damit um drei Punkte unterschritten und der Long-Trade war nach nur 20 Minuten beendet. Halb so wild, dachte ich mir im ersten Augenblick. Dass der Index genau an diesem Punkt wieder nach oben drehen würde und in weniger als einer Stunde fast 100 Punkte an Boden gutmachen würde, hatte ich jedoch nicht auf meiner Agenda.

Verluste gehören zum Geschäft

Ein kleines Resümee des heutigen Tages: Auch wenn die Planung und die Ausführung des Trades einwandfrei waren, verlief der Tag heute nicht wirklich erfolgreich. Hierfür gibt es zwei Gründe: Zunächst muss ich mich fragen, warum ich den Abwärtstrend, der über mehrere Stunden hinweg gute Gelegenheiten zum Short-Einstieg bot, nicht für einen  Short-Trade genutzt habe. Vielleicht war ich mental einfach zu sehr auf eine  Erholung des DAX fixiert. Darüber hinaus zeigt der heutige Trading-Tag, dass ich in Zukunft weitaus stärker darauf achten sollte, einen interessanten Wiedereinstieg nicht zu verpassen. Denn die Erfahrung, dass Verlustbegrenzungs-Stopps um wenige Punkte unterschritten werden, gehört ebenso zum Geschäft wie Verlust-Trades. Wenn sich aber ein gutes Signal zum Wiedereinstieg bietet ? und dieses war zweifellos vorhanden ? , sollte man es nutzen. Und zwar unabhängig davon, ob der vorangegangene Trade ein Gewinner war oder nicht. Gerade jene Trades, die man aufgrund emotionaler Faktoren unterlässt, entpuppen sich nämlich im Nachhinein sehr oft als hochprofitabel.

Quelle: Marketindex Weekly – der Wöchentliche Newsletter von RBS Marketindex

Kommentare sind geschlossen.