30. Januar 2019, 13:00

Wird die Fed die Märkte enttäuschen?

  • Federal Reserve wird voraussichtlich im Januar in Wartehaltung verbleiben
  • Zentralbank könnte auf Pause bei geldpolitischer Straffung hinweisen
  • Thema Bilanzkürzung für Investoren von besonderem Interesse
  • Märkte könnten enttäuscht sein, wenn Fed keine klare Erklärung veröffentlicht

Die erste Sitzung der Federal Reserve im Jahr 2019 findet heute statt und wird die erste mit einer Pressekonferenz ohne gleichzeitige Vorlage makroökonomischer Prognosen sein (diese Änderung wurde Mitte 2018 angekündigt). Eine erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten und die Besorgnis über eine Verlangsamung führten zu Erwartungen an eine deutlich dovische Fed. Doch sind diese gerechtfertigt?

Markt im Widerspruch mit der Fed
Seit der Sitzung im Dezember haben wir eine massive Neubewertung des Zinspfades der Fed erlebt. Während die Zentralbank im vergangenen Monat vorschlug, dass sie in diesem Jahr zwei Zinserhöhungen und 2020 eine weitere erwarten würde, waren die Märkte deutlich weniger optimistisch. Basierend auf den Fed-Funds-Futures gab es für 2019 keine Zinserhöhungen. Seitdem haben sich die Markterwartungen nach unten verschoben, was darauf hindeutet, dass die Fed in diesem Jahr in Wartehaltung verbleiben könnte (inzwischen haben wir sogar eine Zinssenkung für 2019 gesehen). Für das folgende Jahr stehen die Chancen gut, dass die US-Notenbank gezwungen sein wird, den Leitzins zu senken (14% Wahrscheinlichkeit, dass dies im Januar 2020 geschieht). Ein solcher unter den Marktteilnehmern geteilter Unglaube könnte theoretisch die Abwärtsentwicklung des USD begrenzen, aber das Problem ist, dass der USD aus historischer Sicht überbewertet ist und wenig Gründe für eine Erholung ohne weitere Zinserhöhungen finden könnte.

Bilanzabbau: Zu früh, um QE-Programm zu beenden?

Die Bilanz der Fed bleibt erhöht, auch wenn sie gegenüber dem Höchststand um 10% geschrumpft ist. Quelle: Bloomberg, XTB Research

In den vergangenen Wochen haben die Mitglieder der Federal Reserve, sowohl die dovisch als auch die hawkisch eingestellten, die gleiche Auffassung vertreten, dass die US-Notenbank die Erhöhung der Kreditkosten zurückhalten muss, um die Auswirkungen früherer Zinserhöhungen auf die Wirtschaft zu bewerten. Möglicherweise wurden sie aufgrund der umliegenden Befürchtungen hinsichtlich der weltweiten Konjunkturabschwächung zu einem solchen Ausblick veranlasst. Die USA bilden keine Ausnahme, da der Effekt einer nachlassenden Steuersenkung sowie die Verluste durch einen Handelskrieg mit China das BIP in diesem Jahr voraussichtlich belasten werden.

Allerdings wäre es nicht vernünftig zu erwarten, dass die Fed erklärt, dass die Zinsen nicht erhöht werden. Gleichzeitig reduziert die Fed ihre Bilanz weiter im Tempo von 50 Mrd. USD pro Monat (sog. ?Reverse-QE?), so dass wir auch ohne weitere Erhöhungen eine Verschärfung erleben. Die Märkte würden idealerweise sehen, dass die Fed keine weiteren Erhöhungen mehr erklärt und ein Zieltermin festgelegt wird, an dem die Bilanzkürzung endet oder zumindest pausiert. Allerdings könnte es für die Fed nur einen Monat nach der letzten Zinserhöhung viel zu früh sein, eine solche offizielle Wende vorzunehmen.

Marktreaktion
US-Indizes wie der S&P 500 (US500) zeigten im Januar eine V-förmige Erholung, und die Erwartungen an eine schwächere Fed waren einer der Hauptgründe für diesen erneuten Optimismus. Das waren Hoffnungen – jetzt ist es Zeit für die Fed zu liefern. Ein Mangel an Details und eine zu vage Sprache könnten die Anleger enttäuschen. Betrachtet man den US500-Chart, so zeigt sich, dass die Rallye unter 2.675 Punkten gestoppt wurde (fungiert jetzt als Widerstand), während sich die Hauptunterstützung bei 2.600 Punkten befindet.  

Quelle: xStation 5

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Maximilian Wienke

Maximilian Wienke ist als Marktanalyst bei XTB Deutschland tätig. Er befasst sich mit Indizes, Devisen, Rohstoffen, Kryptowährungen und einzelnen Aktien. Der Zeithorizont ist dabei kurzfristig und richtet sich an Anleger mit einer moderaten oder spekulativen Risikoneigung.