10. Mai 2012, 09:53

Morning Call vom 10.05.2012 von Michael Hewson, FX-Analyst von CMC Markets

Spanien und Griechenland weiter im Fokus der Märkte ? nasser April verdirbt britischen Konsumenten die Einkaufslaune

Der Blick der Anleger richtet sich auch heute wieder auf Spanien und Griechenland, die sich beide darin überbieten, die Märkte in Atem zu halten.

Die Unsicherheit an den Märkten wird beflügelt durch Gerüchte, dass die Regierungen der Eurozone angesichts der anhaltenden politischen Querelen in Griechenland die für heute fällige Zahlung von 5,2 Mrd. Euro verweigern würden.
Diese Zurückhaltung ist durchaus verständlich, bedenkt man, dass keinerlei Garantien bestehen, dass die Gelder jemals zurückgezahlt werden, sollte Griechenland die Eurozone verlassen. Aufgrund dieser Bedenken sind bisher lediglich 4,2 Mrd. Euro freigegeben worden. Die verbleibende Milliarde wird bis auf weiteres einbehalten.
Ein ungewohnt scharfer Ton wurde aus Deutschland vernommen, der deutlich machte, dass Griechenland der Austritt aus dem Euro freistehe aber weder neue Verhandlungen noch zusätzliche Gelder zu erwarten seien.

Überhaupt scheint sich die Stimmung derart gewandelt zu haben, dass der griechische Austritt nun offen diskutiert wird; ein Szenario, welches noch vor einem Jahr als Tabubruch galt. Für den Moment steigt die Wahrscheinlichkeit von Neuwahlen, nachdem derzeit das Zepter für eine Regierungsbildung an die PASOK-Partei weitergereicht wurde.

In Spanien verfestigen sich die Sorgen der Märkte über den Zustand des heimischen Bankensektors, nachdem gestern die Renditen für spanische Anleihen in gefährliche Höhen stiegen. Um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, sah sich die spanische Regierung vergangene Nacht gezwungen, ihren Bankenrettungstopf anzuzapfen und übernahm 45% der Anteile an der Bankia Bank.

Für Freitag wird erwartet, dass die spanischen Banken aufgefordert werden, zusätzliche 30 Mrd. Euro an Kapital als Rücklagen zur Seite zu legen.
Es besteht jedoch die Sorge, dass dieser Betrag nicht ausreichen wird, da sich die faulen Kredite auf insgesamt bis zu 180 Mrd. Euro belaufen könnten. Die Maßnahme der spanischen Regierung erscheint lobenswert angesichts einer schrumpfenden Wirt schaft und steigender Arbeitslosigkeit. In einem solchen Zusammenhang ist es zu begrüßen, dass die Regierung zwar als Gläubiger auftritt, aber zugleich zieht dies Fragen nach der Solvenz dieses Gläubigers nach sich.
 
In Großbritannien ist für heute das Treffen der Bank of England angesetzt. Tagesordnungspunkte sind die Diskussion um die Leitzinsen sowie der Rückblick auf die Märzzahlen des produzierenden Gewerbes. Gestern offenbarte der Einzelhandel im Jahresvergleich einen Rückgang der Aprilumsätze um 3,3% und machte somit den Anstieg um 1,3% aus dem März zunichte.

Dies rief unmittelbar Besorgnis um den Zustand der britischen Konjunktur hervor. Es ist jedoch zu erwähnen, dass der aktuelle Rückgang im Einzelhandel im Zusammenhang mit der königlichen Hochzeit und dem späten Osterfest vergangenes Jahr sowie mit dem ungewöhnlich regnerischen Wetters dieses Jahr zu sehen ist. Dem britischen Konsumenten dürfte angesichts anhaltender Regenfälle die Lust nach Einkaufsbummel gründlich vergangen sein.

Dennoch könnte die Bank of England heute zusätzliche 25 Mrd. Pfund an Konjunkturhilfen in Aussicht stellen, nicht zuletzt wegen der enttäuschenden BIP-Zahlen des ersten Quartals und der womöglich schwachen Märzperformance des Industriesektors.

Erwartet wird für das verarbeitende Gewerbe ein moderater Anstieg um 0,5% und ein Rückgang des Industriesektors um 0,3%. Zugleich besteht jedoch Uneinigkeit über den Zustand der britischen Wirtschaft, da im ersten Quartal der Einkaufsmanger-Index für diesen Bereich sich als durchaus robust erwies.
Das Ganze spielt sich ab vor dem größeren Hintergrund bei dem derzeit innerhalb der Bank of England ein Disput herrscht über die Notwendigkeit von geldpolitischen Maßnahmen und dem weiteren Inflationsentwicklung.

EURUSD ? der Euro rutschte gestern zwischenzeitlich unter die Marke von 1,2960 und schloss somit knapp unter 1,3000. Das Scheitern an dieser psychologisch wichtigen Notierung lässt nun die Sorge um weitere Verluste bis auf die derzeitigen Jahrestiefs bei 1,2630 steigen. Für ein derartiges Szenario muss die Einheitswährung jedoch zunächst einmal noch unter der Konsolidierungslinie innerhalb der Dreiecks-Formation bei 1,3060 verbleiben.
Eine kurzfristige Stabilisierung wäre möglich, wenn ein Anstieg über 1,3085 gelänge, was wiederum ein Testen von 1,3200 nach sich ziehen könnte.

GBPUSD ? das britische Pfund gab gestern nach, konnte sich aber oberhalb der Unterstützung bei 1,6050 halten, nachdem es zuvor an der Marke von 1,6070 abgeprallt war. Ein Abrutschen unter 1,6050 würde die Trendlinienunterstützung bei 1,5990, ausgehend von den Januartiefs in Höhe von 1,5235, testen. Weiter unten rückt zugleich 1,5770 ins Blickfeld. Hierbei handelt es sich um 50% Retracement der Aufwärtsbewegung von 1,5235 auf 1,6305.
Ein entscheidender Widerstand besteht bei 1,6320 ausgehend von den 2011er Hochs bei 1,6750. Auch die derzeitigen Wochenhochs im Bereich 1,6200 bilden eine Barriere für weitere Gewinne.

EURGBP ? der Euro verliert zunehmend, da das Pfund von den Unsicherheiten innerhalb de Eurozone profitiert. Kurzzeitig schaffte der Euro die Marke von 0,8060. Anschließend gab er jedoch wieder nach und verharrt wieder bei der Unterstützungszone bei 0,8010/20. Ein Schlusskurs unterhalb hiervon brächte mittelfristig das Risiko von Verlusten bis 0,7700 mit sich.
Im Wochenverlauf ist eine Notierung von 0,8100 denkbar (zwischen den Tiefs von vergangenem Freitag und den derzeitigen Wochenhochs). Doch für eine Konsolidierung ist ein Anstieg über 0,8140 erforderlich. Hier könnte die Einheitswährung dann zunächst den Widerstand bei 0,8220 testen und darüber hinaus den Trendlinienwiderstand bei 0,8260 ausgehend von den Februartiefs bei 0,8505.

USDJPY ? der US-Dollar steht nach wie vor unter Druck. Sollte der Widerstand bei 80,42 nicht überwunden werden, gilt es sich von einem bullischen Szenario zu verabschieden.
Gestern fiel der Greenback auf unter 79,79 und visiert nun die Marke von 79,20 an. Im weiteren Verlauf geraten 78,35 und der 200-Tages MA ins Blickfeld.
Bei 80,42 könnte sich ein Widerstand innerhalb der Wolke festigen. Für eine Konsolidierung wäre dann künftig ein Schlusskurs oberhalb erforderlich.

Quelle: http://www.cmcmarkets.com

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