Von Oliver Bossmann, Marktanalyst, ETX Capital
Eine der großen Storys in den US-amerikanischen Medien ist dieser Tage der Plan der Bank of America bis zum Ende des Jahres 16.000 Stellen zu streichen. Als wenn das nicht genug wäre, sendete das Management von American Airlines einen Brief an seine Mitarbeiter, in dem zu lesen war, dass 11.000 Jobs aufgrund eines umfassenden Restrukturierungsprogramms in Gefahr seien. Dies sind die Art von Meldungen, die die Finanzmärkte nach der QE3 Kursparty in den nächsten Tagen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringen könnte. Die zwei Beispiele amerikanischer Blue Chips lassen nur erahnen, wie die Situation für kleine und mittelständische Unternehmen in den USA sein könnte.
Wie die Geschichte am US-Arbeitsmarkt weitergeht, der makroökonomischen Kennzahl, die Ben Bernanke ins Zentrum des Interesses gestellt hat, wird sich zeigen. Verschlechtert sich die Situation am US-Arbeitsmarkt weiter, dann sei die Fed, laut Bernanke, auch weiterhin bereit, unkonventionelle Optionen auszuschöpfen, um die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession abgleiten zu lassen. Jüngst stieß auch wieder Herr Lockhart, seines Zeichens Präsident der Fed in Atlanta, in das gleiche Horn und unterstrich, dass die Entwicklung am Arbeitsmarkt nicht zufrieden stellend sei. Die Märkte könnten nach dem Liquiditätsrausch wieder in der Realität angekommen sein. Es stellt sich nun die Frage, was die Märkte daraus machen, nachdem sie wieder sich selbst überlassen sind?
Die letzte Runde exzessiver Liquiditätsgeschenke durch die wichtigsten Notenbanken weltweit lässt erwarten, dass von dieser Seite außer verbalen Bekenntnissen vorerst keine weitere Schützenhilfe zu erwarten ist. Damit könnte in den nächsten Wochen wieder verstärkt Pessimismus und Risikoaversion bei den Investoren aufkommen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Maßnahmen der Notenbanken eine gewisse Zeit brauchen, bis sie die Realökonomie erreichen. Experten sind sich über die Wirkungen der extrem lockeren Geldpolitik uneinig. Nicht wenige Analysten erwarten, dass die realen Wirkungen von QE3 für die US-Wirtschaft nur marginal seien und kaum Wachstum produzieren könnten. Zumindest haben die Maßnahmen an den Finanzmärkten kurzfristig das Vertrauen zurückgebracht. Das könnte in den nächsten Wochen jedoch sukzessive verloren gehen, wenn sich die makroökonomischen Reports rund um den Globus weiterhin eintrüben.
Wer also bei der Liquiditätsrallye nicht dabei war, der sollte bei neuen Engagements im Markt Vorsicht walten lassen. Die Kurse an den Aktienmärkten könnten schon viel Positives für die Zukunft vorweggenommen haben. Die Kursentwicklung der letzten Tage könnte nach der Devise ?Kick and Rush? gelaufen sein. Das Momentum ist zwar immer noch aufwärtsgerichtet und kann die Kurse aus technischer Sicht noch etwas tragen. Jedoch könnte sich langsam die Erkenntnis durchsetzen, dass die Kursentwicklung als nächstes von positiven Makrodaten unterfüttert werden müsste.
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