3. August 2015, 14:52

Ausverkauf an der Athener Börse – Spekulation ja, Investment nein!

Dass es heute nach fünf Wochen Zwangsschließung der Athener Börse zum Handelsstart einen Kurseinbruch geben würde, damit haben alle gerechnet. Nur vom Ausmaß war dieser noch um einiges heftiger als von den meisten Experten erwartet. Mit rund 23 Prozent Minus des Gesamtmarktes und Bankaktien, die mit 30 Prozent alles an Wert verloren, was sie an einem Tag dürfen, ist das einzig Positive an diesem Tag, dass die Börse überhaupt wieder geöffnet hat.

Zahlreiche Anleger dürften vor der fünfwöchigen Pause der Athener Börse auch eine Wette auf eine Lösung in der Schuldenfrage eingegangen sein. Mit der heutigen Eröffnung aber wurden die Hoffnungen auf schnelle Gewinne gedämpft und verkaufen war angesagt. Vor allem den Finanzinstituten drohen in den kommenden Tagen noch weitere Kursverluste, zahlreiche Verkaufsaufträge in dreistelliger Millionenhöhe seien wegen der Aussetzung noch nicht abgerechnet worden, heißt es im Handel. Und wo langfristig die Fantasie für ein Investment in griechische Aktien herkommen soll, darüber rätseln die Kapitalanleger weltweit. Gerade einmal für Spekulanten, die auf eine kurzfristige Gegenbewegung nach dem massiven Ausverkauf setzen, könnte die Börse in Athen ein Ziel sein. Aber selbst eine solche Wette steht auf sehr wackeligen Beinen.

Griechische Wirtschaft am Boden

Ein rekordtiefer Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes in Griechenland, die Stimmung in der Wirtschaft, aber auch im gesamten Land am Boden und ein Leitindex auf dem Niveau von 1989 sprechen dafür, dass es nicht mehr sehr viel schlimmer kommen kann. Die Spekulation auf einen Turnaround der Börsen im Zuge eines dritten Rettungsprogrammes, über das aktuell verhandelt wird, könnte kurzfristig aufgehen. Wer allerdings nicht auf eine solch kurzfristige Erholung spekulieren möchte, für den könnte sich Geduld noch auszahlen. Denn vieles spricht dafür, dass die Abgaben in den kommenden Monaten noch weiter gehen.

Grexit ist noch nicht vom Tisch

Größere Investoren halten sich auch deshalb noch zurück, da ein Grexit, auch wenn wieder unwahrscheinlicher, noch nicht vom Tisch ist. Selbst auf diesem verbilligten Niveau könnten die Aktien in Griechenland weiter fallen, wenn die Drachme oder eine andere griechische Währung an Stelle des Euro tritt. Die zusätzlichen Währungsverluste erhöhen in diesem Fall noch das Risiko. Zudem dürfte zwar mit einem neuen Rettungspaket wieder etwas Stabilität und mehr Planungssicherheit für Investoren einkehren, in der Wirtschaft selbst aber dürften sich Erfolge erst sehr spät einstellen.

Bank-Aktien leiden unter bevorstehender Rekapitalisierung

Den griechischen Banken steht in den nächsten Wochen eine gründliche Prüfung ihrer Assets sowie ihrer Belastungsfähigkeit in Form eines Stresstests bevor. Nach dem Abfluss der Gelder in den vergangenen Monaten steht eine erhebliche Rekapitalisierung an, wobei der Löwenanteil von den Aktionären getragen werden dürfte, zumindest für die Halter von Bankaktien keine schöne Aussicht.

Charttechnisch weiter Luft nach unten

Auch die Charttechnik liefert Warnsignale. So hat sich seit Dezember letzten Jahres eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation herausgebildet. Sollte sich der heutige Einbruch als nachhaltig erweisen, dann könnte dies die Bestätigung darstellen, die weitere Kursverluste nach sich zieht. Hoffnung könnte bestehen, sollten sich die Kurse um das aktuelle Niveau stabilisieren. Dann ergäbe sich die Chance auf einen Doppelboden zum Mai 2012-Tief.

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