Kräftemessen bei der DAX Eröffnung

Das kurzfristige Trading bringt Tag für Tag neue Chancen ? mit dem richtigen Risikomanagement und der nötigen Disziplin lassen sich diese in ansehnliche Gewinne umwandeln. Ob man dabei den Minuten oder den Tageschart heranzieht, spielt keine Rolle. Selbstverständlich müssen die Parameter für jede Zeitebene und die jeweilige Handelsstrategie angepasst werden, aber das grundsätzliche Vorgehen bleibt immer gleich: zuerst die Analyse, dann die Entwicklung geeigneter Szenarien für die Long- und Short-Seite und anschließend die Umsetzung und das Management der offenen Position. Im heutigen Beitrag möchte ich aufzeigen, wie ich die Handelseröffnung beim X-DAX gehandelt habe. Wir schreiben den 30. April 2012. Meiner Analyse zufolge sollte es an diesem Handelstag zu einer Korrektur der jüngst aufgelaufenen Kursgewinne kommen, schließlich bewegte sich der Leitindex in einer Widerstandszone, gleichzeitig waren im Stundenchart bereits am Freitag negative Divergenzen bei den Indikatoren zu erkennen. Das Ziel bestand also darin, mögliche Short-Einstiege zu suchen. Ich beobachtete den Verlauf des X-DA X im 1-Minuten- Chart und war gespannt, welche Möglichkeiten sich an jenem Montag bieten würden. Der X-DAX eröffnete bei 6.821 Punkten und damit leicht oberhalb des Schlusskurses vom vorangegangenen Freitag. Wie auf dem Chart zu erkennen ist, kam es aber bereits zehn Minuten nach der Eröffnung zu einem Richtungswechsel. Bis 8:54 Uhr fiel der Index wieder ziemlich nah an das Ausgangsniveau zurück. Anschließend kam es zu einem erneuten Anstieg, der bei 6.846 Punkten sein Ende nahm. Es folgten zwei weitere Versuche, das Morgenhoch zu knacken, doch beide waren nicht von Erfolg gekrönt. Der X-DA X war in einer engen Handelsspanne gefangen.

Bullen und Bären nicht einig

Damit stand für mich fest, dass Bullen und Bären gleich stark waren. Es bestand also noch kein konkreter Handlungsbedarf, auch wenn vieles dafür sprach, dass eher die Bullen den Kürzeren ziehen würden. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass man die Entscheidung dem Markt selbst überlassen und danach handeln sollte ? und nicht umgekehrt. Blicken wir auf den weiteren Kursverlauf: Nachdem der dritte Anlauf auf das Morgenhoch gescheitert war, befand sich der X-daX ab 9:50 Uhr wieder auf dem Weg nach unten. Der Kursbereich zwischen 6.825 und 6.827 Punkten markierte einen potenziellen Unterstützungsbereich, schließlich lagen dort die letzen Tiefpunkte, zudem lag das Eröffnungsniveau nur wenige Punkte darunter. Eine Entscheidung rückte also immer näher. Um 9:56 Uhr hatte ich es schwarz auf weiß: die Unterstützungszone wurde gebrochen, die Handelsspanne nach unten aufgelöst. Die Bären hatten sich durchgesetzt. Ich wartete auf einen Pullback, um dann prozyklisch und mit einem engen Stopp in eine Position zu kommen. Wie so oft, kam es zu einem kurzen Anstieg (siehe roter kreis) an der Unterstützungslinie, bevor der Markt wieder nach unten kippte. Ich gab sofort eine Stopp-sell-Order unterhalb der letzten Kerze bei 6.822 Punkten ein. Wenig später wurde meine Order ausgeführt und ich war short. Als Absicherung diente ab sofort die 6.828-Punkte-Marke. Mein Risiko lag bei diesem Trade also bei 6 Punkten.

Trade läuft, wo liegt der Ausstieg?

Binnen weniger Augenblicke lief meine Position in den Gewinn. Der X-DAX fiel dynamisch nach unten und markierte um 10:01 Uhr ein neues Tagestief. Jetzt ging es an den schwierigen Teil der Aufgabe ? den Ausstieg, der letztendlich definiert, ob der Trade profitabel wird oder nicht. Im Eifer des Gefechts darüber zu sinnieren, wo man denn aussteigen könnte, kann nur schiefgehen, vor allem im 1-Minuten-Chart. Gut also, dass ich mir darüber schon vorher ausgiebig Gedanken gemacht hatte. Als Kursziel hatte ich mir 15 bis 20 Punkte gesetzt, dies entsprach nämlich der Handelsspanne, deren Ausbruch nach unten ich gehandelt hatte. Bezogen auf das ursprünglich eingegangene Risiko wäre dies ein gutes Ergebnis, sodass ich ein Kauflimit bei 6.806 Punkten in die marketindex- Plattform eingab.

Das Warten hat sich gelohnt

Die nächsten Minuten waren von einer starken Gegenbewegung geprägt, die meine Short-Position kurzzeitig wieder ins Minus brachte. Noch bevor ich ins Grübeln kam, tauchte der Index bereits wieder ab und erreichte um 10:07 Uhr den von mir anvisierten Kursbereich. Meine short- Position wurde bei 6.806 mit einem Gewinn von 16 Punkten glattgestellt, was einem CRV von 2,7 entsprach. Dieser Trade bestätigt damit eindrucksvoll, wie wichtig es ist, einen vorher definierten Handelsplan zu haben, und wie wichtig das Warten auf den richtigen Augenblick sein kann.

Quelle: Marketindex Weekly ? der Wöchentliche Newsletter von RBS Marketindex

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