16. Mai 2012, 10:29

Morning Call vom 16.05.2012 von Michael Hewson, FX-Analyst von CMC Markets

Griechenland steht vor Neuwahlen ? Inflationsbericht der Bank of England

Es überraschte wenig, als gestern bekannt wurde, dass eine Regierungsbildung in Griechenland gescheitert nun endgültig gescheitert sei. Dennoch reagierten die Märkte hektisch und es kam zu aggressiven Verkäufen, denn die Neuwahlen in Griechenland werden sich nicht weniger als zu einer Schicksalsfrage über einen Verbleib im oder Ausstieg aus dem Euro entwickeln.

Finanzminister Schäuble appellierte an die griechischen Politiker, dies ihren Wählern ehrlich einzugestehen. Das Rettungspaket stehe nicht zur Disposition erklärte Schäuble weiter auch wenn bilaterale Hilfsmaßnahmen denkbar seien. Doch bei einem Verbleib in der Eurozone müsse dieses umgesetzt werden. Kanzlerin Merkel und der französische Präsident Francois Hollande bekundeten in diesem Zusammenhang bereits ihre Unterstützung für eine Belebung der griechischen Wirtschaft, um dem Land auch in diesen schwierigen Zeiten wieder auf die Beine zu helfen.

Den aktuellen Umfragen zufolge würde Alex Tsipras von den Sozialisten deutlich als Wahlsieger hervorgehen. Problematisch ist, dass er angekündigt hatte, das Rettungspaket auf den Prüfstand zu stellen bzw. gar rückgängig zu machen. Die gleichen Umfragen zeigen aber auch den Wunsch von 70% der griechischen Bevölkerung, den Euro beizubehalten. Diesen Spagat gilt es nun zu meistern.

Fest steht, dass der griechische Wähler vor folgendem Dilemma steht: einerseits mehr Einschnitte und Sparzwänge bis 2020. Bis dahin, so die Hoffnung, dürfte sich die Verschuldung in Relation zum BIP auf 120% gesenkt haben. Oder aber man votiert andererseits für einen drastischen, unsicheren Staatsbankrott kombiniert mit einem Ausstieg aus dem Euro. Hierbei würde aber die Option bestehen, nach einigen Jahren, wenn alle Reformen greifen, sich der Gemeinschaftswährung wieder anzuschließen.

Falls bei diesen Neuwahlen ein ähnliches Ergebnis wie zuvor entsteht, bleibt es unklar, in welcher Form Griechenland weiter in der Eurozone verbleiben könnte. IMF Chefin Christine Lagarde sagte gestern Abend hierzu, ?dass man auf alles gefasst sein müsse?.

Zu normalen Zeiten würden die britischen Arbeitslosenzahlen und der Inflationsbericht der Bank of England womöglich Schlagzeilen machen, aber heute handelt es sich dabei lediglich um einen Nebenschauplatz an den Märkten.

Die britische Wirtschaft laviert an einer Rezession entlang und es besteht die Sorge, dass sich die Ereignisse in der Eurozone weiter negativ auf die Konjunktur auswirken könnten. Für März zeichnet sich ein Anstieg der Erwerbslosenquote von 8,3 auf 8,4% ab. Die Kaufkraft der Bevölkerung nimmt ab und die Inflationsgefahr ist nicht gebannt. Der Bericht der Bank of England wird daher hierzu nicht viel Neues ergeben, denn die Preise steigen derzeit eher weiter, auch wenn zum Beispiel kurzfristig der Ölpreis gesunken ist.


EURUSD ? der Euro verliert zunehmend das Vertrauen der Anleger und rutschte gestern unter 1,2800. Die Januartiefs bei 1,2630 geraten somit wieder ins Blickfeld. In diesem Bereich dürfte sich dann eine Unterstützungszone herausbilden wie auch bei 1,2600, den Tiefs aus dem August 2010.

Sollte diese Unterstützung nicht halten, wäre ein Absturz bis auf 1,1880 wie im Jahr 2010, als das erste Rettungspaket für Griechenland erfolgte, denkbar.

Bei einer Erholung würde der Euro auf den Widerstand bei 1,2810/20 treffen ? dem gestrigen Tief. Hiernach käme dann bei 1,2950/60 die nächste Barriere. Für eine langfristige Konsolidierung muss die Einheitswährung die Marke von 1,3085 übersteigen und könnte dann die Marke von 1,3200 testen. 

GBPUSD ? gestern verlor das Pfund seine Unterstützung bei 1,6050 sowie auch seine Trendlinienunterstützung bei 1,6000 ausgehend von den Januartiefs bei 1,5235. Somit sind weitere Verluste möglich. Hingegen könnte der 55-Tage MA bei 1,5960 hier als neue Unterstützung zum Tragen kommen bedenkt man, dass dieser gleitende Durchschnitt sich seit März hält.

Bei Kursgewinnen wäre Käuferinteresse bei 1,6060/70 sowie auch bei 1,6130 denkbar. Dennoch stehen die Zeichen auf Verkäufen bis auf 1,5770. Hierbei handelt es sich um 50% Retracement der gesamten Aufwärtsbewegung von 1,5235 bis auf 1,6305. 

EURGBP ? der Euro notierte gestern bei 0,8020 und weist damit ein weiteres Dreijahrestief bei 0,7950 auf. Es besteht die Gefahr zusätzlicher Verluste bis auf 0,7845. Hierbei handelt es sich um die Tiefs aus dem November 2008.

Der entscheidende Widerstand befindet sich im Korridor zwischen 0,8085 und 0,8105. Doch muss für eine Konsolidierung ein Ausbruch oberhalb von 0,8140 gelingen. Hierbei würde der Widerstand bei 0,8220 und der Trendlinienwiderstand bei 0,8245, ausgehend von den Februarhochs bei 0,8505, getestet werden.

USDJPY ? der US-Dollar pendelt unverändert zwischen dem Widerstand bei 80,40/50 und dem Unterstützungsniveau bei 79,70. Nach zwei Wochen in Folge, in denen der Greenback innerhalb des Widerstands von 80,40 in der Wolke schloss, besteht weiterhin Verkaufsdruck. Ein Absinken auf 79,20 und schließlich in Richtung 78,45 und 200-Tage MA ist nun denkbar.

Für eine langfristige Konsolidierung ist ein Schlusskurs oberhalb des Widerstands bei 80,42 erforderlich.

Quelle: http://www.cmcmarkets.com

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