Marketindex Tradingtagebuch – Ein Silber-Trade

Wir schreiben den 22. September 2011. Die globalen Aktienmärkte befinden sich nach einer kurzfristigen Stabilisierung erneut auf Talfahrt, der Euro steht aufgrund der sich zuspitzenden Verschuldungskrise eben falls kräftig unter Druck. Nur Gold und der Bund-Future haben sich während des Einbruchs an den Aktienmärkten im Sommer als sichere Häfen bewährt. Ich verfolgte das Geschehen mit Spannung und schaute mir neben den Aktien- und Währungscharts auch den Silberchart an, um nach möglichen Trading-Ansätzen zu suchen. In der marketindex-Plattform stellte ich dazu den Tageschart ein, um einen Überblick über das langfristige Bild zu bekommen. Grundsätzlich gilt: Beide Edelmetalle sind sehr eng miteinander korreliert und befinden sich seit rund zehn Jahren im Aufwärtstrend. Silber ist insgesamt jedoch deutlich volatiler und daher nichts für schwache Nerven.

Die Silber-Analyse

Schauen wir uns den Chart seit Jahresbeginn an. Es ist sofort zu erkennen, dass seit Ende Januar 2011 ein starker Aufwärtstrend vorherrscht. Vom Tiefpunkt bei etwa 26 Dollar stieg das Metall bis Ende April auf fast 50 Dollar, jenes Niveau, das den Höhepunkt während der Gebrüder-Hunt-Spekulation im Januar 1980 markierte. Fast lehrbuchmäßig kam es auf diesem Niveau zu einem massiven Abverkauf, der durch die von den Terminbörsen eingeführten Erhöhungen der Margin-Anforderungen zusätzlich verstärkt wurde. Innerhalb von neun Handelstagen fiel Silber auf 32,34 US-Dollar zurück, was etwa einem Kursrückgang von 35 Prozent entsprach. In diesem Bereich stabilisierte sich das ?Gold des kleinen Mannes? und stieg bis zum 23. August wieder auf 43,82 Dollar. Während Gold also zu jenem Zeitpunkt neue Rekordhochs erklomm, gab der Kursverlauf bei Silber ein deutlich schlechteres Bild ab.

Der Silber-Trade

Die Woche zuvor hatte ich mir bereits alle Trend- und Unterstützungslinien eingezeichnet und gesehen, dass die Trendlinie, die drei Tiefpunkte vom Juni und August verband, am 15. September gebrochen wurde ? ein erstes Warnsignal, dass die Kraft der Silber-Bullen allmählich schwand. Gemäß meiner Analyse stand fest: Das letzte Tief vom 28. August bei 38,67 Dollar muss nun halten, sonst kippt der Chart in den Bärenmodus. Und wie man weiß, geht das Ganze bei Silber dann ziemlich schnell und dynamisch. Bei Unterschreiten dieser Unterstützung wollte ich also short gehen. Aufgrund der hohen Volatilität war mir allerdings klar, dass die Positionsgröße bei diesem Trade nicht allzu hoch ausfallen durfte. Am 22. September war es dann so weit: Kurz nach 11 Uhr sah ich, dass die Unterstützung gebrochen wurde. Nur wenige Klicks und ich war short. Mein Einstiegskurs lag bei 38,50 Dollar, den Stopp platzierte ich etwas über dem letzten Hoch im Stundenchart bei 41 Dollar. Das entspricht 250 Pips.

Volltreffer!

Wie schön das Trading manchmal sein kann, erfuhr ich schon am Ende des Handelstages. Mit einem Schlusskurs von 35,83 Dollar war Silber um sage und schreibe 9,6 % eingebrochen. Wow, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich war sehr erfreut, dass der Trade so gut angelaufen war. Am Folgetag setzte sich der Kursrutsch fort, auch bei Gold und Goldminen kam es zu heftigen Abwärtsbewegungen. Die Frage aller Fragen rückte damit immer näher: Wie sollte ich mit der Short-Position verfahren? Einfach drin bleiben und getreu dem Motto ?the trend is your friend? auf einen weiteren Rückgang wetten, oder doch lieber die Gewinne mitnehmen? Schon während meiner Analyse notierte ich zwei wichtige Kurslevels, die als möglicher Ausstieg dienen könnten: 32,34 Dollar und 28,70 Dollar. ersteres repräsentierte den Tiefpunkt vom 12. Mai, das Letztere entsprach dem Abwärtsziel, das ich mithilfe der Fibonacci-Extension berechnet hatte. Gesagt, getan: Nach Erreichen des ersten Gewinnziels am Freitag mittag schloss ich die halbe Position bei 32,30 Dollar und zog den Stopp für die Restposition auf 36,60 Dollar an. Am Montag traute ich meinen Augen nicht: Der Silberpreis brach erneut deutlich ein und erreichte sein Tagestief knapp oberhalb der 26-Dollar-Marke. Anschließend gab es eine Erholung bis über die 30-Dollar-Marke. Meine Restposition wurde morgens bei 28,62 Dollar ausgestoppt. Zwar nicht perfekt, aber der Gewinn kann sich sehen lassen!

An der Börse ist alles möglich

Ob der Short-Trade zu früh aufgelöst wurde oder nicht, werde ich erst in Zukunft erfahren. Mit meiner Strategie, die Gewinnposition zu splitten und vor dem Wochenende einen Teilgewinn mitzunehmen, fuhr ich jedenfalls ziemlich gut. Insgesamt brachte der Short-Trade 802 Pips. Vergleicht man den Gewinn mit dem anfänglichen Risiko von 250 Pips, ergibt sich ein CRV von 3,2.

Quelle: Marketindex Weekly – der Wöchentliche Newsletter von RBS Marketindex

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