12. April 2012, 09:59

Morning Call vom 12.04.2012 von Michael Hewson, FX-Analyst von CMC Markets

Italienischer Anleiheverkauf als Stimmungstest für die Eurozone

Die Ankündigung von EZB-Mitglied Couere, dass die europäische Zentralbank im Falle einer neuen Eurokrise wiederum eingreifen würde, hat die Anleger vorerst beruhigt. Ein solches Vorgehen kann aber nur den erneuten Ankauf von Staatsanleihen bedeuten. Dieses Mal jedoch wird insgesamt mit mehr politischem Widerstand zu rechnen sein.

Zu den Verlierern aufgrund der neuen Turbulenzen gehören diese Woche die italienischen Staatspapiere, wenn auch deren Zinsen derzeit nicht so hoch sind wie die von Spanien. Der gestrige Verkauf von einjährigen italienischen Anleihen verbuchte erstmals seit November einen Anstieg der Zinsen. Umso mehr wird die heutige Anleiheausgabe mit einem Gesamtvolumen von 5 Mrd. Euro als Stimmungstest gewertet

Auf der Makroebene wartet der heutige Tag mit zahlreichen Wirtschaftsdaten auf. Dazu zählt der monatliche Bericht der EZB, aus dem hervorgehen könnte, warum vergangene Woche eine Beibehaltung der gegenwärtigen Leitzinsen entschieden wurde und wie die Wachstumsaussichten für die Eurozone insgesamt aussehen dürften. Demgegenüber steht jedoch die Aussage von EZB-Präsident Draghi, dass nur er letztlich relevante Entscheidungen im Zusammenhang mit der Geldpolitik und Preisstabilität fällen könne.

In Frankreich verzeichnet der Konsumentenpreis-Index für März einen Wert von 2,3%; die niedrigste Notierung seit acht Monaten.

Spanien kämpft derweil mit dem stärksten Rückgang der Industrieproduktion für das letzte Quartal innerhalb der Eurozone. Für Deutschland zeichnet sich eine Schrumpfung um über 1% ab und die gestrigen Zahlen für Frankreich weisen auf einen Stillstand hin. Für die gesamte Eurozone bedeutet dies alles unterm Strich ein Rückgang der Industrieproduktion in Höhe von 0,2%.

In Großbritannien könnte der heutige Tag ebenfalls eine Ernüchterung mit sich bringen. Es wird angenommen, dass das bereits bestehende Handelsdefizit sich aktuell auf 7,7 Mrd. Pfund ausgeweitet haben könnte.

In den USA steht am Nachmittag die Ausgabe von Anleihen mit dreißigjähriger Laufzeit an. Das Gesamtvolumen hierbei beträgt 13 Mrd. US-Dollar. Das amerikanische Handelsdefizit scheint zudem nur eine fortwährende Zunahme zu kennen. Die Einfuhren befinden sich auf Rekordhoch und die Bilanz für Januar war die schlechteste seit drei Jahren. Für heute könnte sich eine leicht bessere Situation abzeichnen mit einem aktuellen Saldo von 51,9 Mrd. US-Dollar. Zudem enttäuschte der US-Arbeitsmarkt die Anleger massiv. Nachdem vergangene Woche die Jobverluste sich auf 357 Tsd. beliefen, könnte nun ein ähnlicher Wert von 355 Tsd. für diese Woche auftreten.


EURUSD
– der Euro wird derzeit stark vom Widerstand bei 1,3150 eindämmt. Hierbei handelt es sich um 38,2% Retracement der Aufwärtsbewegung aus dem Januar und Februar und zugleich um den 100-Tage MA. Weiter oberhalb zeichnet sich außerdem 1,3180 als entscheidende Barriere ab. Dieser Wert minimiert die Aussichten für Gewinne bis aus 1,3280. Bei 1,3050 befindet sich eine nach wie vor intakte Unterstützung. In diesem Bereich bewegen sich auch die gleitenden Durchschnitte für die Periode von 21 und 55 Tagen, die die Einheitswährung etwas begrenzen. Sollte der Euro unter 1,3050 geraten, wären Verkäufe bis auf die nächste Unterstützung bei 1,3000 denkbar.

GBPUSD – für das Pfund ist derzeit die Marke von 1,5820 von entscheidender Bedeutung, welche weitere Gewinne unwahrscheinlich macht. Bekräftigt wird diese Annahme durch den gleichzeitigen 200-Tage MA in diesem Bereich. Zuletzt hatte sich die Währung über 1,5870 gekämpft ( 23,6% Retracement aus dem Januar-Anstieg) wie auch über den 21-Tage MA. Ein Ausbruch oberhalb von 1,6070 hingegen gelänge nur, wenn zuvor der Kurs von 1,5935 erfolgreich überwunden würde. Am unteren Ende im Chart würde ein Abrutschen unter 1,5820 Verkäufe bis auf 1,5610 bewirken.

EURGBP – die Januartiefs bei 0,8220 bleiben stabil und bedeuten für den Euro, dass seine Schwäche weiter anhält. Zugleich zeichnet sich ab, dass bei 0,8289/85 eine Barriere für mittelfristige Gewinne besteht. Ein Abrutschen unter die Unterstützung könnte ein Testen des Kurses von 0,8140 hervorrufen. Dies geschah zuletzt im vergangenen August. Am oberen Ende der Skala befindet sich der 55-Tage MA, welcher voraussichtlich zusätzliche Käufe allenfalls bis auf 0,8350 möglich erscheinen lässt.

USDJPY – der 55-Tage MA bei der vergangenen Unterstützung von 80,58 dämmt weitere Gewinne des japanischen Yen ein. Ein Abrutschen unter diesen Wert könnte einen Rückzug bis zur nächsten Unterstützungszone bei 80,00 bewirken. Der Bereich bei 81,08 bildet 61% Retracement der Hochs bei 76,02/84 und bei 81,80 zeichnet sich ein weiterer Widerstand ab. Nur ein nachhaltiger Ausbruch oberhalb von 83,40 könnte den US-Dollar auf seine neuerlichen Hochs bei 84,18 heben.

Quelle: http://www.cmcmarkets.com

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