13. Februar 2019, 17:00

USA-China-Handelsgespräche: Was Sie wissen müssen

Die US-Delegation ist diese Woche in China, um einige der heikelsten Fragen der bilateralen Beziehungen zu erörtern. Abhängig vom Ergebnis dieser Gespräche könnten wir entweder ein Handelsabkommen – ein Szenario, das von den Märkten zu erwarten ist – oder sogar höhere Strafzölle auf chinesische Importe sehen. In dieser Analyse präsentieren wir die wichtigsten Fakten zu diesen Gesprächen und werfen einen Blick auf drei Märkte, die betroffen sein könnten.

  • Hochrangige US-Verhandlungsführer werden am Donnerstag an den Handelsgesprächen teilnehmen
  • US-Präsident Donald Trump bereit, "Waffenstillstand" zu verlängern, wenn Deal möglich ist
  • Jedes Abkommen wäre aktuell wahrscheinlich relativ oberflächlich

Was ist der Grund für den Handelskonflikt zwischen den USA und China?
Während seiner Präsidentschaftskampagne wies US-Präsident Donald Trump oft auf große Handelsungleichgewichte hin und machte die "unfairen" US-Handelsabkommen dafür verantwortlich. Da der Handel mit China für einen großen Teil des US-Handelsdefizits verantwortlich ist, war er ein offensichtliches Ziel seiner Politik. Der Präsident der USA hat ein großes Mitspracherecht, wenn es um den Handel geht. Daher ist es wenig verwunderlich, dass Trump beschloss, das Thema zu einem der Pfeiler seiner Präsidentschaft zu machen. Viele argumentieren jedoch, dass der Konflikt weit über den fairen Handel hinausgeht: Chinas BIP hat bereits 60% des in den USA geschaffenen BIPs überschritten, verglichen mit nur 5% zu Beginn der 90er Jahre. China hat Ambitionen, ein weltweiter Technologieführer zu werden oder zumindest eine regionale Supermacht zu sein. Die US-Beamten deuteten mehrmals an, dass diese Ambitionen oft auf Kosten der USA gehen und wiesen hier auf den Diebstahl geistigen Eigentums als auch auf die ungleiche Behandlung von Unternehmen hin. Daher könnte der Handelskonflikt als Teil eines umfassenderen Kampfes um die Vorherrschaft im 21. Jahrhundert angesehen werden.

Wie hat sich der Konflikt entwickelt?
Während Präsident Trump bereits seit Beginn seiner Präsidentschaft über China sprach, dauerte es bis zum März 2018, bis die ersten Zölle erhoben wurden. Die Zölle auf Stahl und Aluminium konzentrierten sich nicht nur auf China, sondern das Land befand sich schnell in einem Handelskonflikt, als die USA zwischen Juli und September Hauptzölle anhob. Außerdem warnte Präsident Trump davor, dass wenn China keine größeren Zugeständnisse macht, Anfang 2019 noch mehr Strafzölle in Kraft treten werden. Diese Frist wurde jedoch beim G20-Gipfel um 90 Tage verlängert und eine Reihe von Handelsgesprächen wird darüber entscheiden, ob diese Bedrohung eintreten oder durch das erhoffte Handelsabkommen ersetzt wird.    

Quelle: XTB Research

Was wird jetzt entschieden?
Bisher hat China Ankäufe von mehr US-Energie- und Agrarprodukten angeboten, aber die US-Delegation wünscht sich viel mehr. Die USA wollen nicht nur den Schutz des geistigen Eigentums und die Gleichbehandlung der US-Unternehmen gewährleisten, sondern auch Mechanismen zur Überprüfung der Vereinbarung. Das wird nicht einfach sein und derzeit ist unklar, wie ein solcher Deal gestaltet werden könnte. Wenn die US-Seite keinen großen Fortschritt bei den Verhandlungen sieht, könnte Präsident Trump seinen Zolldrohungen nachkommen.

Quelle: XTB Research / Sonderbericht 7 mögliche Desaster in 2019

Warum ist das wichtig?
Kommen wir zu ein paar Zahlen. Derzeit gibt es 25% Zölle auf chinesische Waren in Höhe von etwa 50 Mrd. USD (jährlich) und 10% auf weitere 200 Mrd. USD. Im vergangenen Jahr schätzte Bloomberg, dass diese Zölle das chinesische Wachstum um 0,5 Prozentpunkte reduzieren. Wenn die USA den niedrigeren Zollsatz auf 25% anheben, könnte sich der Effekt auf 0,9 Prozentpunkte erhöhen. Und wenn der Rest der chinesischen Importe mit 25% "besteuert" wird, würde der Effekt auf massive 1,5 Prozentpunkte ansteigen. Dies sind zwar nur Schätzungen, weitreichende Folgen sind jedoch fast sicher. US-Unternehmen, die Einnahmen aus China erzielen, könnten darunter leiden, so wie beispielsweise Apple. Der iPhone-Hersteller sprach bereits eine Warnung aus, außerdem könnten die Importpreise in den USA steigen. Darüber hinaus würde es zu einem Übergreifen auf Chinas Handelspartner wie Deutschland kommen, wo die Industrie bereits von einer Rezession bedroht ist.   

Drei interessante Märkte:
S&P 500 (US500)

Der Handelskonflikt ist offensichtlich von großem Interesse für die Aktienmärkte, und der US500 hat sich in diesem Jahr aufgrund der Hoffnung auf ein Abkommen stark erholt. Der Trend beim US500 ist in letzter Zeit sehr konsistent und der marktbreite Index hat bereits rund 70% der Verluste von Ende 2018 aufgeholt. Ein großer Widerstand ist bei 2.818 Punkten zu erkennen, während Unterstützungen zwischen 2.600 und 2.680 Punkten zu finden sind.

Quelle: xStation 5

AUDUSD
China ist der wichtigste Handelspartner für Australien, so dass jeder signifikante Wirtschaftsabschwung die australische Wirtschaft beeinträchtigen würde. Die Reserve Bank of Australia könnte mit einer Senkung der Zinssätze reagieren, und das ist natürlich wichtig für die Währung. Der australische Dollar hatte einen starken Januar, verlor aber im Februar seine Attraktivität. Es ist noch unklar, ob die jüngste Erholung zu einer Trendwende führen könnte, oder es sich nur um eine ABC-Korrektur handelt.

Quelle: xStation 5

SOJABOHNEN (SOYBEAN)
Soja ist einer der hohen "Einsätze" im Konflikt, weil China viel von diesem Rohstoff importieren muss und seine Einkäufe aus den USA im vergangenen Jahr nach Brasilien lenkte. Händler hoffen, dass ein Handelsabkommen auch den Kauf der Ware aus den USA beinhalten würde. Die Sojapreise sind aufgrund dieser Hoffnungen stetig gestiegen und liegen nahe der Obergrenze eines Dreiecksmusters bei 945 Cent.

Quelle: xStation 5

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Maximilian Wienke

Maximilian Wienke ist als Marktanalyst bei XTB Deutschland tätig. Er befasst sich mit Indizes, Devisen, Rohstoffen, Kryptowährungen und einzelnen Aktien. Der Zeithorizont ist dabei kurzfristig und richtet sich an Anleger mit einer moderaten oder spekulativen Risikoneigung.