Von Oliver Bossmann, Marktanalyst
Die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung am Donnerstag Abend gibt den Märkten nach dem erzwungenen Pragmatismus der US-Politiker im Tauziehen um eine Einigung im US-Haushaltsstreit ein weiteres Rätsel auf. Das US-Fed-Konsortium, bestehend aus den regionalen US-Notenbankchefs, ist laut Protokoll offenbar geteilter Meinung in Bezug auf die starke Ausweitung der Notenbankbilanz bzw. der US-Geldbasis. Einige Mitglieder sehen mit Sorge auf die Bilanz der US-Notenbank, die aufgrund der unorthodoxen Offenmarktgeschäfte der Fed extrem ausgeweitet wurde. Sie sprachen sich daher für eine früher als geplante Beendigung des dritten Programms der quantitativen Lockerung aus.
Die Märkte reagierten sehr sensibel auf das Protokoll und die Kurse gaben in Folge weltweit ab. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg in Reaktion auf die Fed-Minutes um ca. 0,1 Prozent auf 1,91 Prozent an und der Dow Jones Industrial Average Index endete mit einem Minus von 0,16 Prozent.
Da der Zeitpunkt der letzten Fed Sitzung vor den Verhandlungen zum US-Staatshaushalt zur Jahreswende lag, steht die Frage im Raum, inwieweit die skeptischen Mitglieder des Fed-Konsortiums den halbherzigen Kompromiss der US-Politiker und die in den nächsten Wochen anstehenden harten Auseinandersetzungen mit einbezogen haben. Der Zeitpunkt dieser Debatte innerhalb der US-Fed könnte jedoch nicht gut gewählt sein. Die Märkte könnten neben dem Gezerre um eine Einigung in Streit um den US-Haushalt durch diese Debatte zusätzlich blockiert oder sogar verunsichert werden.
Für den heutigen Freitag steht die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten für den Monat Dezember an. Dieser wichtigen makroökonomischen Indikation wird von den meisten Analysten positiv entgegen gesehen. Die offizielle US-Arbeitslosenrate wird mit 7,7 Prozent erwartet und die neu geschaffenen Stellen in der US-Wirtschaft exklusive der Landwirtschaft schätzen die Experten auf 145.000 Jobs. Sollten die US-Arbeitsmarktdaten wesentlich besser als erwartet ausfallen, dann könnte sich nach dem Fed-Protokoll die Annahme am Markt verdichten, dass eine Wende in der superexpansiven US-Geldpolitik langsam aber sicher eingeläutet werden würde. Auch wenn die US-Notenbankzinssätze weiterhin auf historisch niedrigem Niveau nahe Null verharren, so könnte doch die große Liquiditätsparty vorbei sein. Das könnte die weiteren Aussichten an den Finanzmärkten für das neue Jahr 2013 eintrüben.
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