25. März 2019, 17:00

Müssen die Märkte eine globale Rezession fürchten?

Der EMI für das verarbeitende Gewerbe aus Deutschland sank im März unter 45 Punkte. Das war erst das fünfte Mal in der fast 20-jährigen Geschichte dieses Frühindikators. In dieser Analyse überprüfen wir, was es in der Vergangenheit für den DE30 bedeutete und ordnen den Bericht in den aktuellen Kontext ein.

++ EMI zum deutschen verarbeitenden Gewerbe im März rückläufig ++ Neue Exportaufträge leiden, was auf globale Ursachen des Problems hindeutet ++ DE30 am Freitag mit starken Rückgängen ++

Warum gerieten die Märkte am vergangenen Freitag in Panik?
Der Anstieg der Risikoaversion am Freitag war ein klares Signal, dass die Anleger durch den Bericht aus Deutschland, der den Einkaufsmanagerindex zum Fertigungssektor auf nur 44,7 Punkte fallen ließ, verschreckt wurden. Beim EMI bedeutet jeder Wert unter 50 auf negative Geschäftsaussichten hin. Obwohl der Wert für den größeren Dienstleistungssektor mit 54,9 Punkten immer noch sehr robust war, gerieten die Märkte in Panik. Dies geschah, weil die Industrie immer noch als Herzschlag der Weltwirtschaft angesehen wird. Die Tatsache, dass die Exportaufträge wieder zurückgingen, deutete darauf hin, dass die Ursachen dieser Verschlechterung globaler Natur sind.

Der EMI des deutschen verarbeitenden Gewerbes sank zum fünften Mal seit 2000 unter 45 Punkte. Quelle: Macrobond, XTB Research

Was können wir aus der Vergangenheit lernen?
Für Anleger lautet die Schlüsselfrage: Ist dieser schlechte Bericht ein Zeichen dafür, dass noch mehr Probleme auftauchen könnten, oder sollte man ihn als Chance betrachten? Um diese Fragen beantworten zu können, werfen wir einen Blick auf die Datenhistorie bis Anfang des Jahres 2000. In diesem Zeitraum gab es nur vier Situationen, in denen der EMI zum verarbeitenden Gewerbe unter 50 Punkte fiel. Nachfolgend eine Übersicht, was mit dem DE30 jeweils in den darauffolgenden drei Monaten passierte:
– 2001: -8%
– 2003: +19,3%
– 2008: -23,6%
– 2012: +19%

Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass es immer eine große Bewegung gab. Doch sind diese Schwankungen wirklich zufällig? Beachten Sie, dass die ersten beiden Situationen auf dieselbe globale Verlangsamung zurückzuführen sind. Die Anleger erkannten erstmals, dass sie 2001 und 2003 kommen würde, und obwohl die Wirtschaft schwächelte, war eine Erholung in Sicht. Die anderen beiden Situationen sind etwas schwieriger zu verbinden, aber es gibt auch einige Gemeinsamkeiten. 2008 gab es eine starke Verlangsamung, die mit dem Zusammenbruch der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers ihren Höhepunkt fand, und die Weltwirtschaft stockte 2011 nach einer zügigen Erholung erneut – eine Verlangsamung, die sich 2012 fortsetzte (insbesondere in Europa, wo sie durch die Eurokrise verstärkt wurde). Es lässt sich also festhalten, dass das erste Anzeichen von wirtschaftlichen Schwierigkeiten ein negatives Zeichen war, da die Märkte unvorbereitet waren, und der zweite Rückgang eigentlich ein gutes Zeichen war, da schlechte Nachrichten bereits eingepreist waren.

Wie geht es jetzt weiter?
Dies sind nur wenige Beobachtungen, daher sollten alle Schlussfolgerungen mit Vorsicht behandelt werden. Es gibt immer noch viele Diskussionen darüber, inwieweit die Verlangsamung durch temporäre Faktoren verursacht wurde. Eines scheint klar zu sein: Fehlende Verbesserungen könnten bald zu Problemen für die Märkte führen. Vorerst machte der DE30 beim Schlüsselwiderstand bei 11.775 Punkten eine Kehrtwende und blickt nun in Richtung einer wichtige Unterstützungszone bei 10.800 Punkten.

Der DE30 machte vor einem Schlüsselwiderstand eine Kehrtwende. Quelle: XTB Research

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Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten derzeit nicht investiert.

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Maximilian Wienke

Maximilian Wienke ist als Marktanalyst bei XTB Deutschland tätig. Er befasst sich mit Indizes, Devisen, Rohstoffen, Kryptowährungen und einzelnen Aktien. Der Zeithorizont ist dabei kurzfristig und richtet sich an Anleger mit einer moderaten oder spekulativen Risikoneigung.