25. Mai 2012, 11:10

Morning Call vom 25.05.2012 von Michael Hewson, FX-Analyst von CMC Markets

Eurobonds könnten zur Schicksalsfrage für die Eurozone werden.

Angesichts einiger weniger Wirtschaftsdaten für heute dürften sich die Hauptschlagzeilen aus der Eurozone wieder einmal um die Uneinigkeit innerhalb der EU-Führung über den Fortgang der Eurokrise drehen, während Griechenland sich zunehmend am Abgrund bewegt.

Die erschreckenden Wirtschaftszahlen vom gestrigen Tage machen wieder einmal die Dringlichkeit sofortiger Maßnahmen zur Bekämpfung der Probleme, welche auf der EU lasten, deutlich. Unglücklicherweise scheinen sich die einzelnen Staaten in ihren Lösungsvorschlägen immer weiter auseinander zu bewegen. Es überrascht nicht, dass sich hierbei die Lager in die Gruppe der Gläubiger- und Schuldnerstaaten unteilen.

Auf der einen Seite besteht der französische Präsident Francois Hollande darauf, dass Eurobonds die einzig mögliche Lösung seien. Gleichzeitig verpasst er Deutschland einen Seitenhieb, indem er das französische Renteneintrittsalter wieder auf 60 zu senken gedenkt und den Mindestlohn erhöhen möchte.

Zusammen mit dem italienischen Premier Monti übt er weiter Druck auf Kanzlerin Merkel aus, indem er unter den Schuldnerstaaten Unterstützung für die Idee der Eurobonds sammelt.

Premier Monti ging sogar soweit zu sagen, dass es möglich sei, Deutschland alsbald von der Idee der Eurobonds zu überzeugen. Es kann nicht überraschen, dass die Eurostaaten, welche am meisten von einer Herabsenkung der Zinskosten bei Anleihen profitieren würden, darum bemüht sind, Deutschland als stärkste EU-Volkswirtschaft mit seinem Triple A-Rating, auf ihre Seite zu ziehen.

Auf der anderen Seite besteht steht Kanzlerin Merkel jedoch nicht völlig isoliert da. Österreich, die Niederlande und Finnland, allesamt Staaten mit einer geringen Verschuldung, schlagen sich bei dieser Frage auf die Seite Deutschlands.

Umfragen in Griechenland deuten weiterhin an, dass das politische Vertrauen zunehmend der Syriza Partei gilt. Diese wird bei den nächsten Wahlen mit ihrer Ablehnung des Rettungspaket aller Wahrscheinlichkeit nach gegenüber der Nea Demokratia, welche die Sparmaßnahmen begrüßt, zusätzlich punkten. Der Vorsitzende der linken Syriza scheint immer noch zu glauben, dass Deutschland mit seiner Ankündigung, das Rettungspaket nicht aufweichen zu wollen, zu bluffen scheint. Eines steht jedoch fest: sollte die Syriza am 17. als Wahlsiegerin hervorgehen, ist ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone kaum noch zu verhindern.

Als ob die politische Unsicherheit in Griechenland nicht schon genug Unruhe stiften würde, sorgt Spanien seinerseits für zusätzliche Nervosität an den Märkten. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass das Land mit seinem maroden Bankensystem für seine angeschlagene Bankia Bank mehr als nur die 9 Mrd. Euro an Rettungsgeldern benötigen wird. Der neue Betrag, welcher nun zur Debatte steht, bewegt sich in einer Größenordnung von 15 Mrd. Euro während die Bank heute ihre Pläne zur Umstrukturierung vorstellen wird.

Vor diesem Hintergrund haben die europäischen Fondsmanager damit begonnen, ihr Engagement in eurolastige Werte herunter zu fahren. Es besteht die Sorge, dass angesichts fehlenden politischer Kooperation, die Eurostaaten nicht in der Lage sein werden, die Krise zu bewältigen. Angeheizt wurde diese Sorge zusätzlich durch die Erklärung der europäischen Führungskräfte, den Schutzwall gegen eine Ausufern der Krise in Spanien und Italien nicht auszubauen. Stattdessen wurden Entscheidungen bis zum Juni-Gipfel vertagt, was eventuell als zu spät erweisen könnte.


EURUSD ? nach einem kurzen aber heftigen Ausbruch oberhalb von 1,2600 sah sich der Euro gestern dennoch Verkaufsdruck ausgesetzt und notierte schließlich mit einem Tief; dieses Mal bei 1,2515. Dieser Wert wurde zuletzt vor 22 Monaten verzeichnet. Sollte sich zum Wochenschluss ein Kursverhältnis unter 1,2600 ergeben, bestünde wieder die Gefahr von Verlusten bis auf 1,1880 (das Tief nach der ersten Griechenland-Rettung 2010).

Eine Erholung jedweder Art würde hingegen erneut auf die Hochs dieser Woche treffen. Hier bilden sich bei 1,2820/30 neue Widerstände heraus, wobei selbst das gestrige Hoch von 1,2620 eine Barriere darstellt, die es vorab zu überwinden gilt.

Ein kurzzeitiges Notieren über 1,2820 bis auf 1,2950/60 ist zwar denkbar, aber die allgemeine Stimmung deutet nach wie vor auf eine bärische Tendenz hin.

GBPUSD ? das britische Pfund fand seine Unterstützung gestern bei 1,5645. Dieser Wert stellt 61,8% Retracement der gesamten Aufwärtsbewegung von den diesjährigen Tiefs bei 1,5240 bis auf die Hochs bei 1,6305 dar.

Ein Kursverhältnis unterhalb dieser Unterstützung brächte deutliche Verluste bis auf 1,5530 mit sich.

Im Falle einer Konsolidierung würde das Pfund dann auf einen bedeutenden Widerstand bei 1,5840 treffen. Schon zu Beginn dieser Woche stellte sich dieser Wert als hartnäckige Barriere heraus. Ein zusätzlicher Widerstand besteht darüber hinaus bei 1,5770. Hierbei handelt es sich um 50% des Fibonaccilevels der selben Bewegung.
 
EURGBP ? das Pfund gewinnt weiterhin gegenüber dem Euro, welcher sich wieder 0,7950, dem Tief aus der vergangenen Woche, nähert.

Die Zeichen stehen auf Verkauf, sollte es dem Euro nicht gelingen, den Widerstand bei 0,8100 zu überwinden.

Eine kurzzeitige Schwäche des Pfund könnte eintreten, wenn man die bullische Wochenkerze aus der vergangenen Woche betrachtet. Jedoch würde ein Erreichen von 0,8100 für den Euro wieder Verkäufe nach sich ziehen, und ein Kursverhältnis unter 0,7950 würden den Weg ebnen in Richtung 0,7845. Hierbei handelt es sich um die Tiefs aus dem November 2008.

Für eine Konsolidierung muss die Einheitswährung über 0,8100 notieren und den Trendlinienwiderstand bei 0,8220 testen. Weiter oben im Chart erscheinen dann die Februarhochs bei 0,8505.

USDJPY ? die US-Währung profitiert von einer Unterstützung knapp oberhalb von 79,00. Dennoch besteht weiterhin Verkaufsdruck, obwohl der Greenback nach wie vor oberhalb des 200-Tage bei 78,60 notiert.

Solange kein Ausbruch oberhalb der Wolke bei 80,40 gelingt, sind Verluste bis auf 78,50 und den 200-Tage nicht auszuschließen. Für eine langfristige Erholung muss die Marke von 80,42 überwunden werden.

Quelle: http://www.cmcmarkets.com

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