23. April 2012, 12:18

Morning Call vom 23.04.2012 von Michael Hewson, FX-Analyst von CMC Markets

Politische Zerwürfnisse innerhalb der Eurozone immer wahrscheinlicher nach Ereignissen in den Niederlande und Frankreich

Am Wochenende stellte der IWF weitere 430 Mrd. $ an Reserven zur Bekämpfung der Finanzkrise in Aussicht. Diese Maßnahme kommt keinen Moment zu früh, da die aktuellen politischen Entwicklungen in den Niederlanden und Frankreich nichts Gutes verheißen und sich die Frage stellt, wie lange die europäischen Staaten noch eine einigermaen kohärente Strategie mit Blick auf die Schuldenkrise aufrecht erhalten können.

Die neuen zugesagten Gelder sind zudem verknüpft mit der Forderung nach einem weit stringenteren Vorgehen der europäischen Führung zur Umsetzung ökonomischer Reformen, um endlich eine Beilegung der Probleme in der Eurozone zu erwirken. Betrachtet man die Ereignisse vom Wochenende, scheinen derartige Ziele mehr den je in die Ferne gerückt zu sein.

Politische Verwirrungen und Zerwürfnisse haben im Laufe der vergangenen Monate ohnehin schon eine nachhaltige Einigung unter den europäischen Politikern erschwert. Mittlerweile stellt das Fehlen einer gemeinsamen Linie eine Gefahr für das Toprating einiger Staaten dar und führt bei der Bekämpfung der Krise zu zusätzlichen Unsicherheiten.

Die Aussicht, dass sich die niederländische Regierung im Streit um Budgeteinschnitte wie von der EU im Einklang mit dem Fiskalpakt vom vergangenen Dezember vorgesehen auflösen könnte, verleiht der Situation zusätzliche Brisanz. Zudem würde dadurch im Lager der Befürworter eines harten Sparkurses angeführt durch Deutschland ein wichtiger Verbündeter verloren gehen. Wie es scheint, sind Einschnitte leicht zu befürworten, wenn man sie von den Partnerländern fordert. Es wäre besonders schlimm, wenn nun nach Spanien und Italien ein weiteres Land dass Recht einforderte, sich von den Sparzielen zu entfernen und somit die Glaubwürdigkeit des Fiskalpakts noch weiter aushöhlen würde. Sollte sich die niederländische Regierung nicht einigen können, wird sicher der Ruf nach Neuwahlen erfolgen. Diese könnten bereits im September stattfinden und im Prinzip eher zu einer Vertrauensfrage gegenüber dem Euro ausarten.

Als ob dies nicht schon genug wäre, bahnt sich nun in Frankreich die Gefahr an, dass Francois Hollande nach einem potentiellen Sieg über Präsident Sarkozy, dessen Zusage, einen strikten Sparkurs weiterzuführen, auf den Prüfstand stellen wird. Zuletzt hatte Hollande noch erklärt, hierzu neu verhandeln zu wollen.

Angesichts dieser politischen Unwägbarkeiten hoffen Anleger auf positive Nachrichten aus dem produzierenden Gewerbe und dem Dienstleistungssektor. Der Einkaufsmanager-Index für Frankreich, Deutschland und die gesamte Eurozone könnte für etwas Entspannung sorgen, doch die Erwartungen sind eher nüchtern. Für Frankreich und Deutschland zeichnet sich bei der Produktion ein leichter Anstieg von 47,4 auf 49 Zähleran und für die gesamte Eurozone scheint die Marke von 48,1 wahrscheinlich.

 

EURUSD – der Ausbruch über dem 55-Tage MA am vergangen Freitag bewirkte einige Zwischenstops oberhalb von 1,3200. Dennoch bleibt der Widerstand bei 1,3320 und somit die Dreiecks-Formation intakt. Unterstützung findet sich für den Euro bei 1,3040. Ein Ausbruch aus der Dreiecks-Formation könnte aber durchaus einen Anstieg um 500 Datenpunkte ermöglichen. Am unteren Ende der Skala müsste ein Abrutschen unter 1,2975 erfolgen, um die diesjährigen Tiefs bei 1,2630 ins Blickfeld zu rücken. Dem gegenüber würde die Einheitswährung oberhalb von 1,3400 den 200-Tage MA bei 1,3525 testen.

GBPUSD ? der Widerstand bei 1,6170 und die Novemberhochs vom vergangenen Jahr bilden die entscheidende Barriere für Gewinne bis auf 1,6400. Der Schlusskurs vergangene Woche oberhalb des 200-Wochen MA erfolgte erstmals seit August 2008. Zusammen mit dem Golden Cross beim 50/200-Tage MA deutet dies auf weitere Käufe hin. Am unteren Ende der Skala besteht bei 1,5865 eine Trendlinienunterstützung von den Januartiefs bei 1,5235 und verhindert nach wie vor Wertverluste des britischen Pfund.

EURGBP ? die Zeichen stehen auf Verkäufe, nachdem der Euro vergangene Woche auf unter 0,8200 absackte. Es handelt sich um die tiefste Notierung seit 19 Monaten. Nun geraten die Tiefs aus dem Jahr 2010 bei der Marke von 0,8065 ins Visier. Für eine Kursrallye sind jetzt die Widerstände im Bereich von 0,8220 und hiernach bei 0,8280 von Bedeutung. Unterhalb von 0,8280 hingegen besteht die Gefahr weiterer Verluste in Richtung besagten Jahrestiefs aus 2010. Sollte die Unterstützung jedoch überwinden werden können, würde der Euro daraufhin auf einen Trendlinienwiderstand bei 0,8330 (ausgehend von den Februarhochs bei 0,8505) treffen.

USDJPY ? eine Aufwärtsdynamik ist derzeit in Kraft, nachdem vergangene Woche ein Schlusskurs in der Wolke oberhalb der Unterstützung bei 80,70 erzielt wurde. Oberhalb dieser Marke stehen die Zeichen für die US-Währung gut, obwohl sie zuletzt auch bei 80,30 notiert hatte. Ein Wochenschluss unterhalb von 80,70 hingegen würde Verkäufe bis in die Nähe von 79,20 bewirken. Für ein Kursverhältnis von 83,30 ist ein Ausbruch oberhalb des Zwei-Wochenhochs bei 81,85/90 erforderlich.

Quelle: http://www.cmcmarkets.com

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