11. April 2012, 11:09

Morning Call vom 11.04.2012 von Michael Hewson, FX-Analyst von CMC Markets

Märkte im Sinkflug nachdem Spanien die Sorgen um die Eurokrise erneut entfacht

Die europäischen Märkte schlossen negativ, da die schlechten Arbeitsmarktzahlen von vergangener Woche die Stimmung beeinträchtigten und noch immer nachwirken. Darüber hinaus reißen die Sorgen um steigende Zinsen für spanische und italienische Staatsanleihen die Märkte zusätzlich in den Keller. Die Papiere europäischer Banken waren hierbei am stärksten von Verkäufen betroffen.

Der spanische Notenbankchef warnte davor, dass die iberischen Banken weitere Hilfen benötigen könnten, sollte die Wirtschaft weiter schrumpfen. Hier stellt sich die Frage, inwieweit das Land eine Rezession bei gleichzeitig strengem Sparprogramm überhaupt noch überstehen kann. Beim Verkauf spanischer Anleihen vergangene Woche notierten die Zinsen für zehnjährige Papiere auf den höchsten Ständen seit Dezember wobei ein Wert von 6% zunehmend wahrscheinlicher wird. Die Regierung steht unter enormen Druck, zusätzliches Wachstum zu generieren und eine Rettung ähnlich wie im Falle von Griechenland abzuwenden. Der spanische Index IBEX-35 befindet sich entsprechend auf seinem Dreijahrestief und weitere Wirtschaftsdaten weisen vermitteln ebenfalls trübe Aussichten.

In Italien sorgt die wachsende Ablehnung gegenüber Premier Montis Arbeitsmarktreform ebenfalls für höhere Zinsen bei den Staatsanleihen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Land morgen und am Donnerstag an den Märkten behaupten wird. Es steht nämlich der Verkauf von Papieren von zunächst 11 Mrd. Euro und anschließend weiteren 5 Mrd. Euro an. In diesem Zusammenhang dürfte Premier Monti sein neuerliches Statement, dass die Eurokrise “fast überwunden” sei noch bereuen angesichts der Tatsache, dass die Zinsen für italienische Anleihen derzeit die Marke von 5,62% überschreiten.

In starkem Gegensatz zu dieser Entwicklung verharren die Zinsen für deutsche Anleihen auf dem niedrigsten Niveau seit August und notieren bei 1,65%. Darüber hinaus vermeldet der Wachstumsmotor innerhalb der Eurozone bei zweijährigen Anleihen erstmals geringere Zinsen als Japan. Für März zeichnet sich zudem ein Handelsüberschuss von 13,6 Mrd. Euro ab. Dieser Wert übertrifft die Vorhersagen, welche von einem Plus von 12 Mrd. Euro ausgegangen waren.
Die US-Märkte blieben zunächst verhalten, da Investoren unsicher waren, ob geldpolitische Maßnahmen anstehen könnten, doch außer den Zahlen von Alcoa gab es erst einmal keine besonderen Ereignisse. Nun wird mit Spannung auf die Rede des Fed-Mitglieds Lockhart am heutigen Abend gewartet und gehofft, dass dieser sich beim Thema Zinspolitik weniger wortkarg gibt als sein Dienstherr Bernanke.

An den Währungsmärkten dominiert derzeit das Range-Trading. Die „Rohstoffwährungen“ und insbesondere der neuseeländische Dollar legen hierbei eine gewisse Schwäche an den Tag wohingegen der japanische Yen gegenüber dem US-Dollar zulegt. Der Euro kämpft an den Hochs von 1,3380/90 um dann doch wieder zurückzufallen, da die Zinsen für spanische und italienische Anleihen nach oben zeigen. Die Nachricht, dass die spanische Verschuldung in Bezug auf das BIP von 68,5% auf 79,8% steigt, hat das Vertrauen der Anleger erneut zerstört und die Sorge um ein Abwürgen jeglichen Wachstums weiter angefacht.

Der Ölpreis hat etwas nachgegeben. Dies liegt zum Teil auch an der sinkenden Nachfrage aus China. Kursgewinne beim Öl sind eher nicht zu erwarten, da aufgrund des milderen Wetters keine Knappheit bei den Lagerbeständen zu erwarten ist. Für die Sorte WTI und Brent sind Unterstützungen bei jeweils 100 und 120 US-Dollar pro Barrel wahrscheinlich.

Bei den Kupferpreisen macht sich das sich abkühlende globale Wachstum bemerkbar. Das Metall notierte mit 3,68 US-Dollar pro Pfund am unteren Ende einer sechsmonatigen Preiskorridors und findet derzeit beim 100-Tage MA sein Unterstützungsniveau. Ein Abrutschen unter diese Marke könnte einen Kupferpreis von 3,5 US-Dollar pro Pfund bewirken.

Gold und Silber verharren stabil, da Anleger auf weitere Senkungen bei den Leitzinsen spekulieren. Zudem stabilisierte das Ende eines dreiwöchigen Streiks der indischen Juweliere die Preise. Die für diese Woche anstehenden Wirtschaftsdaten der USA wie der der Konsumentenpreis-Index dürften mehr Indizien für die weitere Richtung bei den Edelmetallen liefern.

Quelle: http://www.cmcmarkets.com

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