8. Mai 2012, 15:35

Morning Call vom 08.05.2012 von Michael Hewson, FX-Analyst von CMC Markets

Die Rache des Wählers für den harten Sparkurs seitens der EU.

Über lange Zeit vermittelte die EU-Führung den Glauben, dass die einzige Lösung zur Krise innerhalb der Eurozone mehr und mehr Sparmaßnahmen seien unter Missachtung der Unzufriedenheit der Wähler. Nun haben diese am Wochenende in Griechenland, Frankreich und Deutschland ein deutliches Zeichen ihres Unmuts gesetzt. Zu befürchten ist jetzt eine Konfrontation zwischen der deutschen Strategie bei der Bekämpfung der Schuldenkrise und so ziemlich dem gesamten Rest Europas.

Man hat wohl gespürt, dass es bei diesen Wahlen einen Denkzettel geben würde. EU-Kommissar Olli Rehn hatte zuletzt noch unter Abweichung von der sonst üblichen Rhetorik eine Lockerung der Reformvorgaben als technisch denkbar erklärt. Es gäbe bei der Umsetzung der strikten Kriterien jeweils Spielraum.

Ungeachtet dessen steht fest, dass nun weitere Unsicherheiten drohen. Bereits jetzt gestaltet sich eine Regierungsbildung in Athen als fast unmöglich, was wiederum die Aussichten auf Neuwahlen innerhalb eines Monats erhöht.

Auch wird immer deutlicher, dass Griechenland angesichts einer derart vehementen Ablehnung seitens seiner Wählerschaft die Sparmaßnahmen kaum umzusetzen vermag. Dies könnte zuletzt zu einem Ausstieg aus der Eurozone führen.

Die allgemeine Unzufriedenheit hat ebenfalls einen neuen französischen Präsident hervorgebracht. Francois Hollande begrüßt eine wachstumsfördernde Politik doch strebt er zugleich eine Neuauflage des Fiskalpakts an. Es ist jedoch anzunehmen, dass er seine Versprechen kaum erfüllen werden kann. Ginge es nach dem Präsident Jean Claude Juncker, stehe es Paris nicht zu, den Sparkurs erneut zur Disposition zu stellen. Somit sind weitere Streitigkeiten zwischen der EU und Deutschland auf der einen Seite und Frankreich auf der anderen Seite bereits absehbar.

Kanzlerin Merkel hat unmittelbar erklärt, dass eine Neuauflage der Sparbeschlüsse nicht vorgesehen sei. Angesichts der vergangenen Wahlen in Schleswig-Holstein und einer weiteren Wahl in NRW und dem Unmut innerhalb der deutschen Bevölkerung darüber, die Hauptlast in der Schuldenkrise zu tragen, dürfte sie umso weniger geneigt sein, ihren harten Sparkurs aufzuweichen.

In Spanien scheint sich derweil das Vertrauen in das Bankensystem aufzulösen. Die Regierung erwägt bereits die Einrichtung einer Bad Bank. Aufgrund der zunehmenden Spannungen bei der nationalen Kreditvergabe könnte diese Bad Bank mit mehreren Milliarden Euro ausgestattet werden, um einen Kollaps des Finanzgewerbes zu verhindern.

Es bleibt festzuhalten, dass statt einer Entwicklung in Richtung einer Lösung der Eurokrise die Staatengemeinschaft noch zerrissener als zuvor ist und eine Phase weiterer Unsicherheiten ansteht.

 

EURUSD – für den Euro standen die Zeichen zuletzt auf Kursverlusten. Nun ist der erwartete Bruch der Dreiecks-Formation und die Auflösung der Unterstützung innerhalb dieser bei 1,3055 erfolgt. Der Ausbruch aus diesem Muster legt nahe, dass eine Kursbewegung von 500 Basispunkten durchaus möglich ist. Ein Schlusskurs unter den Februartiefs von 1,2975 könnte nun den Weg bereiten für die diesjährigen Tiefststände bei 1,2630.

Für eine kurzfristige Erholung und ein erneutes Testen der Marke von 1,3200 muss die Einheitswährung jetzt oberhalb von 1,3085 notieren.

GBPUSD – das britische Pfund vermag sich derzeit noch dem Abwärtsdruck, der zeitgleich auf dem Euro lastet, zu entziehen. Dennoch kam es zu einem Abrutschen unter 1,6160 was wiederum einen Wechselkurs in Nähe der Unterstützung bei 1,6050 ins Blickfeld rückt. Im Anschluss könnte dann ein Testen der Trendlinien-Unterstützung bei 1,5960, ausgehend von den Januartiefs bei 1,5235, auftreten.

Am oberen Ende besteht ein Widerstand bei 1,6320 mit den 2011er Jahreshochs bei 1,6750.

EURGBP – der Euro rutschte zuletzt bei 0,8065 unter das Tief aus dem Jahr 2010. Das Risiko weiterer Verluste bis auf 0,7700 ist nun mittelfristig gestiegen. Kurzfristig sind gewisse Auf-und Absprünge zu erwarten,da bei 0,8020 derzeit noch eine Zwischenunterstützung besteht. Diese Notierung entspricht den Höchstwerten aus dem Sommer 2008.

Für eine Konsolidierung muss die Einheitswährung auf über 0,8140 steigen und den Widerstand bei 0,8220 testen. Oberhalb hiervon folgt der Trendlinien-Widerstand bei 0,8260 ausgehend von den Februarhochs bei 0,8505.

USDJPY – der US-Dollar schafft sich derzeit eine Plattform bei 79,70. Grund zur Sorge bereitet jedoch nach wie vor das Scheitern an der Marke von 80,45. Somit stehen die Zeichen weiter auf Kursverlusten.

Auch der Widerstand innerhalb der wöchentlichen Wolke bewirkt gegenwärtig einen starken Abwärtsdruck. Bei einem Abrutschen unter 79,70 wäre der Weg geebnet für die Zwischenstände bei 79,20 und 78,35, um dann den 200-Tage MA zu testen. Für eine langfristige Stabilisierung muss der Greenback die entscheidende Barriere bei 80,42 überwinden.

Quelle: http://www.cmcmarkets.com

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