4. Mai 2012, 10:00

Morning Call vom 04.05.2012 von Michael Hewson, FX-Analyst von CMC Markets

Weiterer konjunktureller Rückgang für die Eurozone erwartet – Arbeitsmarktzahlen in den USA

Gestern verkündete EZB-Präsident Mario Draghi, dass es in naher Zukunft keine weiteren Hilfen für das europäische Finanzsystem geben werde. Enttäuscht wurden damit jene, die angesichts der schwachen Konjunkturdaten diese Woche auf die EZB gesetzt hatten, sollte sich die wirtschaftliche Situation zunehmend verschlechtern. Es scheint, als ob Präsident Draghi den Druck auf die europäischen Regierungen aufrecht erhalten möchte, damit diese ihre Reformbemühungen als Gegenleistung für Hilfen seitens der Zentralbank weiter fortführen.

Schon heute könnte sich hierbei weiterer Handlungsbedarf abzeichnen, wenn in Italien, Frankreich, Deutschland und für die gesamte Eurozone die abschließenden April-Zahlen zum Einkaufsmanager-Index im Dienstleistungssektor herausgegeben werden. Nachdem bereits das produzierende Gewerbe enttäuschende Zahlen vorlegte, hängen die Erwartungen tief, wobei Deutschland der einzige Lichtblick mit einem Wert von 52,6 Zählern werden könnte.

Für den Rest ergibt sich über alle Grenzen hinweg eine konjunkturelle Schrumpfung. Der Index in Italien sinkt voraussichtlich auf 43,7, Frankreich notiert 46,4 Zähler und für die Eurozone ergibt sich ein Wert von 47,9. Sollten diese Parameter den gleichen Pfad beschreiten wie die Produzentenzahlen aus dieser Woche, dann scheint der Eurozone eine lang anhaltende Rezession bevorzustehen.

Die europäischen Einzelhandelsumsätze für März weisen zudem auf einen Rückgang um 1,1% im Jahresvergleich hin.

Dennoch spielen die heutigen Wirtschaftsdaten für die Eurozone eher eine Nebenrolle. Wie genau der nächste Akt im europäischen Krisendrama aussehen wird, wird vielmehr durch den Ausgang der Ereignisse am kommenden Wochenende bestimmt werden. In Frankreich und Griechenland stehen Wahlen an und auch die Schonfrist für Italiens Premier Monti dürfte mit den Regionalwahlen ein Ende finden.

Auf der anderen Seite des Atlantiks warten die USA mit den Arbeitsmarktzahlen für April auf. Im März gab es hierbei noch eine große Enttäuschung mit einem Rückgang um 120 Tsd. Die ADP Zahlen deuten auf einen Anstieg der Erwerbslosigkeit um 119 Tsd. und nachdem bereits gestern der Dienstleistungssektor für April keine guten Nachrichten brachte, könnte der Arbeitsmarkt insgesamt im April geschrumpft sein. Eine Erwerbslosenquote von 8,2% scheint sicher und sollte sich diese Stagnation bestätigen, wäre dies ein Dämpfer für den neuerlichen Optimismus. Rufe nach Interventionen der FED ließen nicht lange auf sich warten. Hier jedoch kämen die frühestmöglichen Maßnahmen erst im Juni, wenn die nächste Tagung der US-Notenbank ansteht.

 

EURUSD – für Euro-Anleger ist derzeit Geduld angesagt. Die Einheitswährung verharrt in einem Korridor mit einem Widerstand bei 1,3270 bedingt durch die Trendlinie angefangen bei den Märzhochs. Ein Ausbruch oberhalb von 1,3000 könnte derzeit den 200-Tage MA bei 1,3460 testen.

Weiter unten im Chart existiert eine Linien-Unterstützung in der Dreiecks-Formation bei 1,3055. Hier muss zeitnah ein Ausbruch erfolgen. Anderenfalls könnte die Dynamik dieses Musters sich auflösen. Dieser Ausbruch aus dem Dreieck ist von größter Bedeutung und könnte eine Rally um 500 Basispunkte bewirken.

Für Verkäufe hingegen gilt es bei 1,2975 die Unterstützung zu unterschreiten. In diesem Fall würden die diesjährigen Tiefs bei 1,2630 ins Blickfeld rücken.

GBPUSD – das britische Pfund erlebte erneut einen schwachen Tag; konnte sich aber über 1,6160 halten. Noch besteht der positive Impuls. Jedoch könnte dieser schwinden bedenkt man die Nähe zum Widerstand bei 1,6320 ausgehend von den 2011er Hochs bei 1,6750. Dies legt einen Abwärtstrend und ein Testen von 1,6050 sowie die Tiefs von Anfang April nahe.

Am unteren Ende im Chart würde ein Abrutschen unter 1,6050 die Trendlinien-Unterstützung bei 1,5945 testen. Diese geht von den Januartiefs bei 1,5235 aus und verhindert derzeit weitere Kursverluste.

EURGBP – ein Doji-Kanal gestern deutete auf eine unklare Situation hin aber der Euro notierte schließlich bei einem neuen Tief von 0,8105. Dies bringt die Einheitswährung in die Nähe der 2010er Tiefs bei 0,8065. Die langen Schatten oberhalb der Kerzen im Chart deuten auf fortwährenden Verkaufsdruck bis hinab auf 0,8065 hin. Ein Abrutschen unter diese Marke wäre fatal für den Euro, da sich dann am Horizont Kurse wie aus dem Oktober 2008 abzeichnen. Damals hatte die Einheitswährung bei 0,7700 notiert.

Oben im Chart existiert ein Widerstand bei 0,8220. Darüber liegt die nächste Barriere bei 0,8280 sowie auch der Trendlinien-Widerstand bei 0,8300 ausgehend von den Februartiefs bei 0,8505.

USDJPY – die US-Währung scheint sich bei 79,70 festzusetzen. Das Scheitern an der Marke von 80,45 deutet nun auf einen Abwärtstrend hin. Auch schafft es der Greenback nicht, den Widerstand in der wöchentlichen Wolke zu überwinden. Ein Abrutschen unter 79,70 würde zunächst die Notierung von 79,20 und anschließend auf dem Weg zum 200-Tage MA auch die Marke von 78,35 testen.

Bei 80,42 bildet sich demgegenüber ein Widerstand heraus. Für eine Stabilisierung der US-Währung ist ein Schlusskurs oberhalb hiervon erforderlich.

Quelle: http://www.cmcmarkets.com

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