26. März 2019, 13:00

Marktkommentar: Wall Street bislang widerstandsfähig gegenüber Ausverkauf

++ Umkehrung der US-Zinskurve von Bedeutung ++ US-Aktienindizes können hohe Kursniveaus vorerst halten ++ EURUSD kämpft um 1,13er-Marke ++ DE30 in schlechter charttechnischer Ausgangslage ++   

Bei den drei großen US-Aktienindizes waren zu Beginn der neuen Handelswoche überwiegend Kursbewegungen auf der Unterseite zu erkennen. Nach einer leichten Abwärtstendenz während der Asien-Sitzung folgte ein Tauziehen zwischen Bullen und Bären, bis in den letzten Stunden des Handelstages die überschaubaren Verluste ausgeglichen werden konnten. Hauptthema unter den Anlegern ist derzeit der starke Rückgang der US-Anleiherenditen sowie die Umkehrung der Zinskurve der US-Treasuries. Die 10-jährigen Anleiherenditen fielen am Freitag erstmals seit 2007 wieder unter die Rendite der dreimonatigen Anleihen. Dies wird in der Regel als Frühindikator für eine wirtschaftliche Rezession interpretiert. Die 10-jährigen US-Anleiherenditen fielen am Montag weiter unter 2,4% – den tiefsten Stand seit Dezember 2017 – konnten sich aber während der heutigen Asien-Sitzung etwas erholen. Nach den Umkehrsignalen vom Freitag scheint die Wall Street recht zurückhaltend zu sein und versucht die wiederkehrenden Rezessionsängste zu verarbeiten. Die Futures des marktbreiten S&P 500 notieren am Dienstag im frühen Handel etwas höher, aber immer noch unterhalb der 2.820 Punkte-Marke, sodass der US-Aktienindex weiterhin anfällig für Kursrückgänge bleibt.

Am Montagabend war Theresa May gezwungen ihren Plan, den mit der EU ausgehandelten Deal ein drittes Mal zur Abstimmung zu stellen, aufzugeben, da das britische Parlament die Kontrolle über den Brexit-Prozess übernahm. Das Unterhaus stimmte mit 329 zu 302 Stimmen für eine Reihe indikativer Abstimmungen, die am Mittwoch stattfinden sollen. May sagte "ein ?No-Deal? darf nicht passieren; und ein langsamer Brexit, der Artikel 50 über den 22. Mai hinaus verlängert, das britische Volk zur Teilnahme an Europawahlen zwingt und die Kontrolle über unsere Grenzen, Gesetze, Geld oder Handel aufgibt, ist kein Brexit, der das britische Volk zusammenbringen wird." Trotz der neuen Entwicklungen beim Brexit-Prozess besteht immer noch keine Mehrheit für irgendeine Art von Abkommen, außerdem sind die neuen Abstimmungen nicht rechtlich bindend, sodass auch die Reaktion der EU hier entscheidend sein wird. Die Chancen auf einen ?weichen? Brexit (Großbritannien bleibt in Zollunion) oder eine lange Verlängerung der am 29. März auslaufenden Frist sind gestiegen, andererseits sind auch ein zweites Referendum oder ein ?No-Deal?-Szenario nicht auszuschließen. Die kommenden Ergebnisse der Abstimmungen könnten mehr Klarheit schaffen oder zumindest einige Optionen ausschließen. GBPUSD trat am Montag auf der Stelle und notiert im heutigen frühen Handel nahe der 1,32er-Marke.

Der EURUSD kann sich zwar weiterhin über der 1,13er-Marke halten, allerdings fehlt es den EUR-Händler aufgrund der düsteren Aussichten (schwache EMIs, Verlangsamung der Konjunktur etc.) für die Eurozone an Perspektive, sodass ein Unterschreiten der genannten Unterstützung nicht verwunderlich wäre. Interessanter wird jedoch zu sehen sein, ob der USD seine Stärke halten oder möglicherweise ausbauen kann. Die Rezessionsängste belasten die US-Währung und könnten dies erschweren. Das heutige Datenpaket aus den USA (Immobiliendaten und CB-Verbrauchervertrauen) haben das Potenzial hier entscheidende Impulse zu liefern. Der DE30 scheiterte am Montag sowie bereits am heutigen Morgen an der Zurückgewinnung der am Freitag unterschrittenen 11.400 Punkte-Marke. Zusammen mit dem Durchbruch der Aufwärtstrendlinie seit Anfang 2019 dürfte dies eine Trendwende darstellen. Die Anleger müssen in naher Zukunft beurteilen, inwieweit der Markt seine Abwärtsbewegung fortsetzen kann und sich die Bullen doch noch sammeln können, um eine Bewegung in Richtung der psychologisch wichtigen 11.000 Punkte-Marke zu verhindern.

DIE UHR TICKT FÜR GROSSBRITANNIEN
Die EU hat einer Fristverlängerung für den Brexit zugestimmt. Der neue Termin ist der 22. Mai – aber nur, wenn die britische Regierung dem Brexit-Deal von May zustimmt. Ansonsten droht ein "harter" Brexit am 12. April.
Wie könnte man sich als Anleger auf einen solchen vorbereiten? Der Sonderbericht 7 mögliche Desaster in 2019 befasst sich mit dieser und sechs weiteren potenziellen Gefahren für die Weltmärkte.
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Maximilian Wienke

Maximilian Wienke ist als Marktanalyst bei XTB Deutschland tätig. Er befasst sich mit Indizes, Devisen, Rohstoffen, Kryptowährungen und einzelnen Aktien. Der Zeithorizont ist dabei kurzfristig und richtet sich an Anleger mit einer moderaten oder spekulativen Risikoneigung.