26. Juni 2019, 14:00

DE30: Draghi testet gesetzliche Grenzen für QE-Programm

++ Europäische Aktien eröffnen am Mittwoch nach gemischter Asien-Sitzung tiefer ++ EZB-Präsident Mario Draghi testet rechtliche Grenzen für quantitative Lockerung ++ DE30 unterschreitet wichtige Unterstützung ++

Der Start des Handels am Mittwoch war nicht sonderlich erfolgreich, trotz einiger ermutigender Kommentare von Bloomberg, wonach die USA offenbar bereit sind, eine weitere Runde von Zöllen gegen China auszusetzen (betroffen sind Waren im Wert von 300 Mrd. USD). Allerdings war die Stimmung auch in Asien nicht optimistisch, da die chinesischen Indizes den Tag flach beendeten und der japanische Nikkei um 0,5% nachgab. In Zukunft könnte man annehmen, dass Aktienanleger Schwierigkeiten haben könnten, starke Gründe zu finden, um die aktuelle Bewertung von Aktien in Europa oder den USA zu rechtfertigen. Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich in letzter Zeit verschlechtert, und die großen Zentralbanken haben begonnen, über die Notwendigkeit einer lockeren Geldpolitik zu sprechen. Man könnte bezweifeln, dass jede Zinssenkung die Aktien nachhaltig stärken wird, wenn tatsächlich ein realer Wirtschaftsabschwung eintritt.

Monetäre Schleusen: Die EZB hat dem Bankensektor in den letzten Jahren viel Liquidität zugeführt. Quelle: Bloomberg

EZB-PRÄSIDENT MARIO DRAGHI TESTET RECHTLICHE GRENZEN FÜR QE-PROGRAMM
Mit Blick auf zwei große Zentralbanken – die Federal Reserve und die Europäische Zentralbank – ist ein Bloomberg-Artikel zu erwähnen, der das Anleihekaufprogramm (QE) in der Eurozone behandelt. Es heißt, dass EZB-Präsident Mario Draghi erneut die rechtlichen Grenzen für sein QE-Programm testet. Draghi hatte letzte Woche während seiner Rede im portugiesischen Sintra Bereitschaft für eine weitere monetäre Lockerung signalisiert. Der Zentralbankpräsident sagte, dass die EZB bereit sei, entweder die Zinsen zu senken oder ihre umfangreichen Käufe von Staatsanleihen wieder aufzunehmen, falls sich die wirtschaftlichen Aussichten nicht verbessern sollten. So beschloss Draghi in der Praxis, sein ?whatever it takes"-Versprechen von 2012 zu erneuern. Wo befinden sich nun mögliche rechtliche Hürden? Im Rahmen der ersten Runde von Anleihekäufen, die im Dezember 2018 endete, hat sich die EZB bereit erklärt, bis zu 33% der öffentlichen Schulden eines Landes und bis zu 50% der Schulden supranationaler Institutionen – wie der Europäischen Investitionsbank – zu kaufen. Das Problem dabei ist, dass die EZB bereits viel Liquidität in den Geldmarkt gepumpt hat (siehe Chart zur Überschussliquidität), sodass sie bei Einhaltung ihrer 33%-Grenze nicht viel Spielraum hat, um die Wirtschaft auf diese Weise zu stimulieren. Laut dem Artikel könnte eine Anhebung der Obergrenze auf 50% der EZB ermöglichen, zwei Jahre lang Anleihen im Wert von 60 Mrd. EUR pro Monat zu kaufen. Aufgrund einer möglichen rechtlichen Klage des Europäischen Gerichtshofs dürfte dies jedoch nicht so einfach sein, wie es scheint. Darüber hinaus ist ein Gerichtsurteil aus Deutschland ausstehend (Deutschland hat der EZB vorgeworfen, durch das QE-Programm Geld für die Finanzierung von Regierungen zu drucken).

Technisch gesehen hat der DE30 am Dienstag im H4-Chart seinen 60er SMA unterschritten. Man beachte, dass dieser Durchschnitt Anfang des Monats eine Unterstützung für Käufer bot, daher könnte dies in der Theorie auf mehr Abwärtsdruck hindeuten. In dieser Hinsicht könnte der heutige Handelstag entscheidend sein, und wenn der Kurs nicht wieder über diesen Widerstand steigt, könnten Verkäufer versuchen die Kontrolle zu übernehmen. Quelle: xStation 5

UNTERNEHMENSNACHRICHTEN
Betrachtet man die DE30-Übersicht, so fällt auf, dass die Aktie von ThyssenKrupp (TKA.DE / WKN: 750000) zum Zeitpunkt des Schreibens mit einem Plus von mehr als 5% der größte Outperformer ist. Aus dem am Dienstag veröffentlichten Bericht geht hervor, dass Kone (KCR.FI / ISIN: FI0009005870), ein internationales Industrieunternehmen mit Sitz in Finnland, möglicherweise ein Angebot für das Aufzugsgeschäft von ThyssenKrupp vorbereitet. Bisher haben sich weder von Kone noch ThyssenKrupp dazu geäußert.

Des Weiteren sollte erwähnt werden, dass die Aktie von Adidas (ADS.DE / WKN: A1EWWW) heute mehr als 3% an Wert gewinnt. Diese Kursentwicklung könnte auf eine Empfehlung von Goldman Sachs zurückgeführt werden, da die US-Investmentbank ihr Kursziel für die nächsten 12 Monate auf 310 EUR angehoben hat. Der aktuelle Kurs der Aktie liegt bei 272 EUR.

ThyssenKrupp und Adidas führen am Mittwoch die Gewinne innerhalb des DE30 an. Quelle: Bloomberg

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Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten derzeit nicht investiert.

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Maximilian Wienke

Maximilian Wienke ist als Marktanalyst bei XTB Deutschland tätig. Er befasst sich mit Indizes, Devisen, Rohstoffen, Kryptowährungen und einzelnen Aktien. Der Zeithorizont ist dabei kurzfristig und richtet sich an Anleger mit einer moderaten oder spekulativen Risikoneigung.