30. November 2020, 10:21

DAX startet verhalten in die neue Woche – Öl, Gold und Bitcoin im Fokus

Der Deutsche Aktienindex startet etwas verschnupft in die neue Börsenwoche. Einigen Anlegern scheint der richtige Zeitpunkt für einen Ausbruch nach oben wohl doch noch nicht gekommen zu sein. Thanksgiving mit dem traditionellen Start in die aktivste Shopping-Zeit des Jahres hat zumindest an den Börsen keinen Kaufrausch ausgelöst. Zwischen steigenden Infektionszahlen und Impfstoff-Hoffnung üben sich die Investoren weiter in Zurückhaltung. Zwischen 13.400 und 13.500 Punkten hat der DAX ein dickes Brett zu bohren. Dieses entspricht ungefähr auch der viel beachteten 30.000-Punkte-Marke im Dow Jones.

Die OPEC+ tagt. Der Ölpreis hat in den vergangenen Wochen Hoffnung aus der zügigen Entwicklung von Impfstoffen geschöpft. Der Bedarf für ein entschiedenes Agieren der OPEC+ ist damit ein wenig geringer geworden. Die Mitgliedsstaaten blicken stattdessen mit Spannung auf die ersten Regulierungen der Biden-Regierung für den heimischen Ölsektor. Dieser ist in den vergangenen Jahren zur Hauptkonkurrenz für die Ölförderländer geworden. Die größte Hoffnung ist, dass die USA weniger Öl fördern. Das hätte mehr Auswirkungen als jede Entscheidung der OPEC über die Fördermengen.

Immer wenn an der Börse ansonsten ungefähr in die gleiche Richtung laufende Preise auf einmal eine unterschiedliche Entwicklung nehmen, findet das bei vielen Anlegern besondere Beachtung. Eine solche Divergenz ist aktuell die zwischen dem Bitcoin und Gold. Während die Kryptowährung über das Wochenende acht Prozent höher notiert, fällt das Gold auf ein neues Korrekturtief. Es scheint also kein wirkliches Bedürfnis nach Absicherung zu geben, sondern eher eine Lust an spekulativen Kursgewinnen.

Gleiches lässt sich auch an der Divergenz zwischen zyklischen Aktien auf der einen Seite und den Anleihekursen auf der anderen Seite ablesen. Während einige zyklische Aktien seit Anfang November um die Hälfte teurer geworden sind, haben Anleihen sich lediglich seitwärts bewegt. Es wird also zwar ein Ende der wirtschaftlichen Malaise durch eine zeitnahe Verfügbarkeit von Corona-Impfstoffen erwartet, aber gleichzeitig ohne Inflation. Die Inflation ist wie ein ferner Verwandter: Man weiß, dass er da ist, aber er war schon ewig nicht mehr zu Besuch. Umso überraschter dürften die Märkte sein, wenn der unverhoffte Besuch dann plötzlich an der Tür klingelt. Derzeit jedenfalls scheint am Markt niemand wirklich mit einer steigenden Inflation zu rechnen.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.