31. Juli 2020, 10:08

DAX stabilisiert sich nach Kursrutsch – US-Technologieunternehmen ziehen davon

Die Wall Street koppelt sich weiter vom Deutschen Aktienindex ab. Die gestrigen Daten und die Quartalszahlen der großen Technologieunternehmen haben gezeigt, dass die US-Wirtschaft besser aus der Krise kommt als die deutsche, auch weil die großen Tech-Konzerne Facebook, Google, Apple und Amazon von der Pandemie profitiert haben. Darüber hinaus ist die Fed gewillt, den Dollar abzuwerten. Darin liegt das Potenzial eines Katalysators für die Gewinnentwicklung der amerikanischen Unternehmen, die jahrelang mit einem immer weiter steigenden Dollar zu kämpfen hatten. Die US-Wirtschaft kassiert gerade die Dividende einer starken eigenen Währung, indem sie auf eine gezielte Abwertung setzt. Während die Automobilindustrie in Deutschland mit dem rasant steigenden Euro also nur auf eine V-förmige Erholung hoffen kann, erlebt Tesla einen Boom an der Börse und im Absatz. Gleichzeitig wird die Marktmacht der großen US-Technologieunternehmen immer größer.

Die Aktie von Amazon stieg nachbörslich um sechs Prozent, die von Apple um fünf Prozent. Allein das hat in der gestrigen Nachbörse einen Aufschlag bei der Marktkapitalisierung von 154 Milliarden Euro gebracht. Das ist gewichtet um die Marktkapitalisierung dieser beiden Unternehmen quasi so, als wäre der DAX gestern Abend in einer Stunde um 1.880 Punkte gestiegen.

Dass die amerikanische Wirtschaft gerade wegen ihrer Technologie-Lastigkeit die deutsche Wirtschaft in der Pandemie abhängen könnte, befürchten wohl auch viele Anleger. Das Preisverhältnis zwischen dem Nasdaq 100 und dem DAX ist heute Morgen auf den tiefsten Stand aller Zeiten gefallen. Noch nie haben Anleger also die Zukunft amerikanischer Tech-Konzerne so optimistisch relativ zum DAX eingeschätzt wie heute. Man könnte es auch anders ausdrücken: Noch nie haben Anleger die Zukunft der 30 börsennotierten deutschen Spitzenkonzerne so pessimistisch eingeschätzt wie heute.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.