20. Oktober 2020, 09:52

DAX schwankt weiter seitwärts – Die mögliche Ruhe vor dem Sturm

Während die Hoffnung auf ein massives Konjunkturpaket in den USA noch vor der Wahl mehr und mehr schwindet, nimmt in Europa die Angst vor einem erneuten flächendeckenden Lockdown zu. Irland geht ab morgen als erstes EU-Land wieder diesen Weg, in Deutschland erlangt das Berchtesgadener Land ungewohnte Popularität. Auch hier dürfen die Menschen nur noch in Ausnahmefällen ihre Wohnung verlassen, Schulen müssen schließen. Noch überwiegt zwar auch an der Börse die Hoffnung, dass die lokalen Restriktionen ausreichen werden und ein komplettes Herunterfahren von Wirtschaft und Gesellschaft wie im Frühjahr damit verhindert werden kann. Aber es bleibt eine große Portion Unsicherheit und diese war noch nie ein guter Ratgeber für den Aktienkauf.

Und auch wenn nicht wirklich viele Anleger mehr an eine Einigung in den USA über das neue Konjunkturpaket innerhalb der von den Demokraten gesetzten und heute ablaufenden Deadline glauben, es will auch keiner auf dem falschen Fuß erwischt werden, sollte in den kommenden Stunden dann doch auf einmal weißer Rauch über Washington aufsteigen. Denn dies dürfte ungeachtet aller Unsicherheiten wohl eine Rally an der Wall Street auslösen. Und wenn das Paket heute nicht kommt, dann eben nach der Wahl ? womit die Aktienkurse vor allem an der Wall Street zumindest etwas nach unten abgesichert sein dürften.

Der Deutsche Aktienindex startete gestern noch mit einem imposanten, aber instabilen Short Squeeze in die Woche, der dann von den Anlegern sofort für Gewinnmitnahmen genutzt wurde. Damit geht die Schaukelbörse in Frankfurt mangels neuer Impulse vorerst weiter. Der Index schwankt in seiner Handelsspanne zwischen 12.750 und 12.950 Punkten.

In dieser Woche kommt allerdings der VIX-Future, das Volatilitätsmaß für den S&P 500, für den Monat November ins Spiel und könnte für mehr Bewegung sorgen. Denn mit ihm als aktuellem Kontrakt verlagert sich die gesamte Aufmerksamkeit für Absicherungen auf einen Zeitraum, der die US-Wahlen mit potenziell deutlich höherer Schwankungsbreite umfasst. Der Wechsel kann eine gänzlich neue Dynamik für die Börsen bringen. Das Kursgeschehen in den vergangenen drei Wochen wurde vor allem durch die hohen Überhänge bei den Short-Positionen an der Nasdaq beeinflusst. Die nahezu rekordhohen Bestände wurden in nur drei Wochen wieder abgebaut. Der massive Short Squeeze führte jedoch nicht dazu, dass die US-Technologieaktien neue Rekordhochs ausbilden konnten. Das könnte ein mögliches Warnsignal für die weitere Kursentwicklung sein.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.