18. Juli 2019, 09:47

DAX rauscht nach unten – SAP, Daimler, der Handelsstreit und die Charttechnik belasten

120 Punkte Minus im Deutschen Aktienindex ? 100 davon gehen allein auf das Konto von SAP, die nach enttäuschenden Zahlen um sieben Prozent einbrechen. Es ist der wohl schlechteste Start in die Berichtssaison am deutschen Aktienmarkt, den man sich hätte vorstellen können. Auch an der Wall Street hat sich die Stimmung stark eingetrübt, nachdem IBM und Netflix die Erwartungen nicht erfüllten und nachbörslich ins Rutschen kamen. Zudem senkt Standard & Poor?s den Ausblick für Daimler auf negativ.

So hat der DAX bei rund 12.500 Punkten aus technischer Sicht erst einmal ein Top ausgebildet. Von dort aus könnte es jetzt bis auf 11.835 Punkte runtergehen, wenn es dem Markt nicht gelingt, das Niveau zeitnah wieder zurückzuerobern. Den Anlegern an der Frankfurter Börse wird immer mehr bewusst, dass aus der erhofften Erholung des Wirtschaftswachstums in der zweiten Jahreshälfte nichts wird.

Die Nachricht, dass die Ratingagentur Standard & Poor’s den Kreditausblick für Daimler von stabil auf negativ senkt, war nach der zweiten Prognosesenkung des Stuttgarter Autobauers innerhalb von nur drei Wochen der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Auch Volkswagen wird über die nächsten zehn Jahre 30 Milliarden Euro investieren müssen, um die Transformation zum Elektroauto hinzubekommen. Nach den vielen Gewinnwarnungen und dem Abgasskandal ist die gesamte Branche angeschlagen. Wenn sich nun noch durch eine Abstufung einer viel beachteten Rating-Agentur die Kapitalkosten erhöhen, sind das nicht die Nachrichten, die die Börse derzeit hören will.

Die Party an der Wall Street beendete gestern auch eine Nachricht, die das Wall Street Journal über die laufenden Verhandlungen um einen Handelsvertrag zwischen den USA und China in Umlauf brachte. Offenbar sind die Gespräche zuletzt ins Stocken geraten, da man im Weißen Haus nicht weiß, wie man mit dem vermeintlichen Sicherheitsrisiko einer kompletten Freigabe von Huawei umgehen soll.

Zuvor hatte sich US-Außenminister Pompeo wenig erfreut darüber geäußert, wie China mit den Uiguren umgehe. Man denke im Weißen Haus bereits über eine entsprechende Antwort nach, wegen der laufenden Gespräche halte man Sanktionen aber vorerst noch zurück. Das noch nach dem G20-Gipfel nach außen hin vermeldete, positive Bild über weitere Fortschritte bekommt somit wieder erste Risse, die die Investoren nachdenklich stimmen.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.