16. April 2021, 17:10

DAX bricht nach oben aus – Infektionsgeschehen könnte Bremsklotz bleiben

Die Abfolge von Rally, Konsolidierung, Rally entspricht der eines dynamischen Bullenmarktes, in dessen Mitte sich der Deutsche Aktienindex gerade befindet. An Tag Neun seiner Konsolidierungsphase ist es dem Markt mit Unterstützung durch die anhaltende Rekordjagd an der Wall Street und starke Konjunkturdaten aus China gelungen, aus seiner Handelsspanne nach oben auszubrechen. Auch eine halbe Stunde vor Handelsschluss notiert der Index nur knapp unter seinem im Verlauf erreichten neuen Allzeithoch von 15.474 Punkten ? ein gutes Signal für die kommende Handelswoche.

Auch die Aufstufung von Volkswagen mit anschließender Rally der Aktie des Wolfsburger Autobauers half, dem Markt eine neue Richtung zu geben. Wer sich im vergangenen Jahr nach noch mehr Technologieaktien im DAX sehnte, dürfte sich am heutigen Tag mehr Value-Titel im Leitindex gewünscht haben. Sie zeigen weiterhin eine sehr starke Performance.

Das billige Geld der Notenbanken scheint nun auch den Bausektor in den USA erfasst zu haben. Die Amerikaner bauen so viele neue Häuser wie zuletzt vor gut eineinhalb Jahrzehnten. Das viele Geld, das jetzt durch Schecks und Zinsen nahe Null ? also effektiv durch Schulden ? seinen Weg an den Markt findet, zeigt Wirkung.

Diese Entwicklung könnte zwar durch wieder steigende Zinsen aufgehalten werden, das war die größte Sorge der Anleger im ersten Quartal. Nun besteht allerdings Hoffnung, dass es das erst einmal gewesen sein könnte mit der Phase der dynamischen Zinssteigerungen. Gleichzeitig aber glaubt kaum jemand an einen signifikanten Zinsrückgang, da die Weltwirtschaft gerade einen kräftigen Aufschwung erlebt. Höhere Zinsen haben ihren Schrecken aber zunächst einmal verloren, da durch die Kalkulierbarkeit der Entwicklung das Risiko von Schieflagen am Rentenmarkt sinkt.

Wehrmutstropfen dieser positiven Entwicklung bleiben allerdings die Rekordwerte bei den Neuinfektionen in der dritten Corona-Welle in Deutschland und die anhaltenden Diskussionen um einen bundesweiten Lockdown, der diese brechen könnte. Nachdem die Dynamik an der Zinsfront abgenommen hat, könnte der DAX durch die Dynamik im Infektionsgeschehen in den kommenden Wochen wieder etwas ausgebremst werden.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.