23. September 2020, 17:04

DAX bricht Erholung wieder ab – Verkäufer nutzen die Gunst der Stunde

Sah heute Morgen an der Frankfurter Börse alles nach einer stärkeren Erholung aus, bestätigte der Tagesverlauf dann die Tatsache, dass der schwache Wochenauftakt und der aus technischer Sicht vorerst beendete Bullenmarkt den Anlegern noch tief in den Knochen steckt. Die sowohl im Deutschen Aktienindex als auch im richtungsweisenden S&P 500 gesendeten Wendesignale wurden in den vergangenen zwei Tagen nicht in Frage gestellt und bleiben somit intakt. Verkäufer nutzen so die Gunst der Stunde und trennen sich nach Erholungsversuchen von ihren Aktien oder verkleinern zumindest ihre Positionen.

In Jahren, in denen die USA einen neuen Präsidenten wählen, sind die Aktienmärkte zyklisch betrachtet bis Mitte Oktober eher schwach. Offenbar will sich hier niemand mit Überzeugung gegen diesen Trend stellen, zumal die Technologieaktien als Zugpferd in diesen Tagen fast ein Totalausfall sind. Die Kurserholung der vergangenen zwei Tage könnte sich somit als nicht nachhaltig herausstellen. Der DAX muss die Marke von 12.750 Punkte wieder komfortabel überwinden, um das technische Bild aufzuhellen. Darunter ist eine Trendwendeformation intakt, die tiefere Kurse mit sich bringen könnte.

Die Hängepartie in Sachen Konjunkturpaket in den USA dürfte die Wall Street und damit auch die anderen Börsen in den kommenden Tagen und Wochen ausbremsen. Man hatte sich darauf eingestellt, dass Konjunkturpaket und Anschlussfinanzierung des Arbeitslosengeldes schnell kommen. Nun aber schwindet die Hoffnung mehr und mehr. Auch die US-Notenbank hat klargestellt, dass sie nicht mehr agieren will, bevor das Konjunkturpaket steht.

Gleichzeitig zeigen erste Konjunkturdaten, dass die Ausgabenfreude der Amerikaner nachlässt, was nachvollziehbar ist, schließlich sind Millionen arbeitslos und stehen ohne die Zuwendungen der Regierung finanziell unter Druck. Unter den Anlegern ist die Stimmung nach Monaten voller Euphorie nun ob dieser Entwicklung gekippt.

Kommentare sind geschlossen.

Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.