12. September 2018, 10:07

DAX bleibt ein Risikopatient – Die Bären stehen in den Startlöchern

Die gute Nachricht für den deutschen Aktienmarkt ist, es geht zumindest vorerst nicht weiter runter. Aber die schlechte ist, die Gefahr eines weiteren Abrutschens und einer Beschleunigung des Abwärtstrends ist dadurch nicht gebannt. Im Gegenteil: mit jedem Tag, den sich der Deutsche Aktienindex damit quält, den Bereich um die Marke von 12.000 Punkten nach oben zu verlassen und über 12.100 zu steigen, wird der Markt anfälliger für einen Test der immens wichtigen Unterstützungszone bei 11.800 Punkten.

Und die vermeintliche Ruhe in Sachen Handelsstreit und in den Schwellenländern könnte bald vorbei sein. US-Präsident Trump dürfte sich schon bald zu neuen Strafzöllen gegen China äußern oder auch Europa erneut ins Visier nehmen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Lösung in diesem Konflikt nicht erkennbar, die das Kapitel ein für alle Mal beenden könnte. Und so bleibt immer die Unsicherheit über eine weitere Eskalation mit negativen Folgen für die Weltwirtschaft und damit für die Unternehmensgewinne, die noch die hohen Aktienkurse rechtfertigen.

Und die Schwellenländer werden spätestens mit dem Näherrücken der nächsten Sitzung der US-Notenbank am 26. September wieder in den Fokus der Investoren geraten. Dass dann die Zinsen steigen, ist ausgemachte Sache, ein weiterer Schritt im Dezember nahezu eingepreist. Aber spätestens nach dem starken Anstieg der Stundenlöhne im August in den USA spekulieren die Anleger verstärkt über eine Beschleunigung des Zinsanhebungsprozesses durch die Fed im kommenden Jahr. Und steigende Zinsen waren schon immer Gift für die Aktienmärkte. Durchaus also ein Grund, den längsten Bullenmarkt aller Zeiten in den kommenden Monaten erst einmal für beendet zu erklären.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.