6. August 2020, 09:24

DAX am Tropf der Wall Street – Hoffen auf neues US-Konjunkturpaket geht weiter

Der Deutsche Aktienindex sieht weiterhin nur die Rücklichter der Wall Street. Während steigende Technologieaktien die US-Indizes weiter nach oben treiben, steigen an schlechten Tagen vor allem kurzfristig orientierte Profis im DAX auf der Short-Seite ein und positionieren sich für eine stärkere Korrektur. Nach den schwachen Zahlen zum Wirtschaftswachstum für Deutschland und die Eurozone in der vergangenen Woche wird der Markt hierzulande unter den Investoren mit einem Abschlag gehandelt.

Allerdings muss man auch bedenken, dass es bis zum Corona-Crash ganze vier Jahre gedauert hat, bis der DAX von 8.000 auf 13.000 Punkte gestiegen ist. Seit Mitte März hat der Index die gleiche Bewegung in vier Monaten absolviert. Da darf ruhig immer mal wieder die Frage auf dem Parkett diskutiert werden, ob hier eine Übertreibung in den Kursen vorliegt. Für die Zukunft gibt es nun zwei Alternativen: Entweder ist die Schwäche im DAX der Vorbote für eine anstehende Korrektur an der Wall Street oder aber weiter steigende US-Indizes ziehen den DAX letztendlich weiter mit nach oben.

Die Arbeitsmarktdaten aus den USA am Freitag werden eine gewichtige Rolle spielen, wofür sich der Markt entscheidet. Nicht umsonst war gestern die Enttäuschung bei den ADP-Vorabschätzungen auf die offiziellen Daten Tagesgespräch auf dem Parkett. Sicherheitshalber haben sich einige Investoren zunächst von gut gelaufenen Tech-Aktien getrennt, der Nasdaq-Technologieindex konnte seine neuen Rekordkurse nicht verteidigen.

Die Anleger hoffen jetzt, dass sich die US-Regierung in letzter Sekunde doch noch zu einem größeren Wachstumsprogramm für die Konjunktur durchringt. Viele befürchten, dass die in der vergangenen Woche ausgelaufene Arbeitslosenunterstützung von 600 Dollar pro Woche zu einem starken Einbruch der Konsumausgaben führen könnte. Zudem sollte der Anstieg der Neuinfektionen als warnendes Signal betrachtet werden, dass die konjunkturelle Erholung ins Straucheln geraten könnte. Dazu würde die gestrige Enttäuschung in den Arbeitsmarktdaten passen. Republikaner und Demokraten haben es jetzt also in der Hand, neues Geld in den Markt zu schießen, was sich positiv auf die Kurse auswirken könnte. Bis dahin ist die Börse in eine Art Wartestellung übergegangen, für neue Hochs ist der Markt auf neue Geldspritzen angewiesen. Noch scheint man in Washington aber von einer Lösung weit entfernt zu sein.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.