27. Mai 2019, 16:49

DAX allein nur langsam unterwegs – Auto-Ehe mit Zukunftsfantasie

Die Frankfurter Börse war heute im Alleingang unterwegs. Zwar gab es mit der Aufarbeitung der Ergebnisse der Europawahl und dem Heiratsantrag von Fiat Chrysler an Renault durchaus starke Themen, aber ohne Mitwirkung der Akteure zweier wichtiger Finanzzentren hielten sich die Umsätze dennoch in Grenzen.

Der Deutsche Aktienindex kletterte gleich zu Handelsbeginn wieder in seine neutrale Spanne zwischen 12.026 und 12.180 Punkten zurück, die Schaukelbörse der vergangenen Tage ging also erst einmal weiter. Interessant könnte es morgen werden, wenn in New York und London wieder gearbeitet wird und hier die Dinge eventuell anders bewertet werden.

Was die Europawahl angeht, waren die Investoren zunächst erleichtert über den Ausgang. Pro-europäische Parteien halten weiterhin die Mehrheit im Parlament, und das nach einer weitaus höheren Wahlbeteiligung als erwartet. Der große befürchtete Sturm der Europagegner auf das Parlament ist damit ausgeblieben. Und für den Stillstand in der Großen Koalition in Berlin gibt es ebenfalls Hoffnung. In Kombination mit der Wahlschlappe der SPD in der eigenen Hochburg Bremen gerät das Zweckbündnis zunehmend unter Handlungsdruck. Damit könnte Bewegung ins politische Berlin kommen und eventuell auch ein Prozess starten, der neuen Ideen in wirtschaftspolitischer Hinsicht Platz machen wird.

Der Zusammenschluss zwischen Fiat Chrysler und Renault könnte die passende Antwort auf die Frage nach den Antriebsarten der Zukunft und ihrer effizienten Entwicklung und Produktion liefern. Hier werden hohe Investitionen benötigt und die können – wie Tesla zeigt – einzelne Unternehmen schwieriger stemmen als starke Firmen im Zusammenschluss.

In Sachen Handelsstreit läuft in dieser Woche mal wieder ein Countdown. Am Samstag treten neue Strafzölle zwischen China und den USA in Kraft. Werden sie nicht wie vom US-Finanzminister vorgeschlagen, aufgeschoben, droht schlechte Stimmung an den Börsen.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.