28. Januar 2020, 18:03

DAX 150 Punkte über Tagestief – Schnäppchenjäger greifen wieder zu

Drei Faktoren haben zum jüngsten Einbruch im Deutschen Aktienindex geführt. Erstens: Die Kurse waren maximal nach oben gelaufen und am Allzeithoch ? Gewinne mitnehmen fällt da leicht. Zweitens: Das chinesische Neujahr ist wie Weihnachten in Deutschland. Wenn die Leute nicht shoppen, verreisen und Läden geschlossen bleiben, trifft es die Wirtschaft. Und drittens: Das Virus kommt zur Unzeit. Nach dem zermürbenden Handelsstreit mit den USA braucht China jedes Wachstum, das möglich ist. Der DAX ist unter anderem deswegen gestiegen, weil die Anleger einen Aufschwung in der Weltwirtschaft erwarten.

Gestern lautete die Devise noch raus aus allem, was mit Risiko zu tun hat, inklusive Aktien ? nach dem Tenor, nun wird alles den Bach runtergehen. Einen Tag später allerdings heißt es: Jetzt müssen wir aber wieder kaufen, gerade Schnäppchenjäger griffen zu den vermeintlich billigen Preisen zu. Die Statistik könnte ihnen Recht geben. Historisch betrachtet stand der S&P 500 bei vergangenen Epidemien bis auf die Ausnahme des HIV-Virus sechs Monate später immer höher als am Anfang des Ausbruchs. Nur kurzfristig gab es eine Korrektur, getrieben von Emotionalität und Verunsicherung der Menschen.

Dass die Börsen das Wuhan-Virus zum Anlass genommen haben, um eine längst überfällige Korrektur einzuleiten, aber die Anleger nicht in Panik ausbrechen, kann man im Gold ablesen. Der Preis ist an den wichtigen Widerstand bei 1.584 US-Dollar herangelaufen, überschritten hat er diesen noch nicht. Und auch im chinesischen Yuan haben die Marktteilnehmer die mit der Unterzeichnung des Phase-1-Handelsvertrages zwischen China und den USA eingeleitete positive Wende nach Ausbreitung des Virus nicht wieder komplett ausgepreist. Die wirtschaftliche Erholung Chinas wird noch nicht in Frage gestellt. Es hat lediglich eine technische Gegenbewegung stattgefunden.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.