28. Oktober 2016, 12:53

Clinton! Trump! Der US-Senat und das hohe Haus sind entscheidend

Der US-Aktienkursentwicklung der letzten Wochen zufolge scheint für die Investorenwelt Hillary Clintons Sieg im Rennen um das Weiße Haus schon so gut wie entschieden zu sein. Vor allem in der politischen Berechenbarkeit der Demokratin könnte der Grund für die positive Kursentwicklung der letzten Wochen an der Wall Street liegen. Niemand kann sagen, was passiert, sollte Donald Trump der nächste US-Präsident werden, und Unsicherheit ist Gift für die US-Börsen. Demzufolge können Trader und Investoren davon ausgehen, dass ein Sieg der Demokratin schon in den Kursen eskomptiert ist. Ein unerwarteter Sieg Trumps könnte dieser Argumentation zufolge einen kleinen Aktien-Crash auslösen.

Doch was passiert, wenn das erwartete Szenario eingetreten ist und Hillary Clinton zur ersten US-Präsidentin gewählt wurde? Ein Blick über den Tellerrand der US-Präsidentschaftswahl könnte zu dem Schluss führen, dass Hillary Clinton zwar das kleinere Übel für die Kurse an der Wall Street wäre, doch zu viel demokratische Politik könnte den Wall Street-Kapitalisten ebenfalls die Suppe versalzen. Denn das könnte heißen, dass es zu mehr Regulation und Staat in der Wirtschaft kommt. Hier kommt es vor allem darauf an, wie sich der US-Senat und das Repräsentantenhaus in Zukunft zusammensetzen. Mit einer Mehrheit in beiden Häusern kann ein US-Präsident „durchregieren“.

Der Umfrageseite von FiveThirtyEight zufolge liegt die Chance, dass die Demokraten die Mehrheit im US-Senat zurückerobern können, bei 71 Prozent. Weniger gut liegen die Chancen bei einer Rückeroberung der Mehrheit im Repräsentantenhaus, nämlich bei nur sechs Prozent, wenn man den politischen Voraussagen von CNN Glauben schenken mag. Sollte die momentan noch vorhandene Mehrheit der Republikaner im US-Senat kippen, dann könnte sich langsam aber beständig der politische Kurs durchsetzen, den die Wall Street fürchtet, nämlich eine Politik, die auf gesellschaftlichen Ausgleich in Bezug auf Chancengleichheit, Vermögens- und Einkommensverteilung setzt. Das könnte in erster Linie auf eine höhere Besteuerung für Vermögende und Investoren hinauslaufen.

Im Falle eines US-Präsidentschaftswahlsieges von Hillary Clinton könnte demnach nicht von einer Fortsetzung der Kursrallye ausgegangen werden. Denn nachdem das größere Übel Trump abgewendet wurde, könnten sich die Investoren darauf fokussieren, dass der Schuss auch nach hinten losgehen kann. Für die Kurse an der Wall Street könnte dies bedeuten, dass sie sich sowohl kurz- als auch mittelfristig schwächer zeigen.

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Oliver Bossmann

Oliver Bossmann ist bei ETX Capital als Marktanalyst tätig. Er hat sich auf die Programmierung von Handelssystemen und die Marktanalyse mittels Charttechnik spezialisiert.