Marketindex Tradingtagebuch – Ich liebe Flaggen!

Wir schreiben den 31. August 2011, es ist 8 Uhr. Der Blick auf den Euro/Dollar-Chart in der marketindex-Plattform zeigt, dass das Währungspaar seit einigen Tagen in einer engen Spanne zwischen etwa 1,43 und 1,45 verharrt. Also nicht gerade das optimale Umfeld für mich, denn aus Erfahrung weiß ich: ?Hin und Her macht die Taschen leer?. Was mich dennoch aufhorchen ließ, war der kräftige Rutsch, der am Vortag in den Morgenstunden stattfand. Der Euro sank innerhalb weniger Stunden um rund 150 Pips und damit ziemlich genau an den Aufwärtstrend, der seit dem 5. August Bestand hatte. Könnte sich hier also eine risikoarme Gelegenheit für einen Long-Trade bieten oder wird der Trend schon bald gebrochen? Ich machte mich an die Arbeit. Nachdem ich den Chart nach möglichen Unterstützungs- und Widerstandszonen untersucht hatte, spielte ich diverse Szenarien durch und überlegte mir, wo sinnvolle Ein- und Ausstiege sowie Stopps liegen könnten. Auffällig war jedenfalls der Bereich 1,4470 bis 1,4500, denn dort drehte der Euro/Dollar in der Vorwoche mehrmals nach unten. Da ich keine kurzfristigen Trades eingehen wollte, stellte ich den Chart in den Stundenmodus ein und beobachtete hin und wieder, was sich bei dem Währungspaar tat.

Flaggen beachten

Gegen zehn Uhr zeigte der Euro endlich etwas Dynamik und auf 1,44692 an. Er hatte  damit einen Teil der Abwärtsbewegung vom Vortag wieder aufgeholt. Mich interessierte nun, ob es an dieser Stelle erneut zu einem Wendepunkt nach unten kommen würde.  Gleichzeitig fiel mir beim Verbinden der Hoch- und Tiefpunkte der letzten beiden Handelstage auf, dass hier eine womöglich bearishe Flagge im Anmarsch war. Flaggen  gehören in der Technischen Analyse zu den Trendfolgeformationen und lassen sich sehr gut handeln. Wie man so eine bearishe Flagge erkennt? Ganz einfach: Nach einem ersten Kurseinbruch kommt es sehr häufig zu einer Aufwärtsbewegung. Diese verläuft bei Flaggen in einem relativ engen Trendkanal, der jedoch nur einen Teil der Abwärtsbewegung aufholt. Fällt der Kurs aus diesem Kanal nach unten raus, kommt es in der Regel zu einer dynamischen Fortsetzung der ursprünglichen Bewegung. Wir spulen  vor, die Uhr zeigt 15 Uhr an. Ich schaute mir die einzelnen Kerzen und die Flaggenformation nochmal genau an und platzierte meine orders: Sollte das Tief der 9-Uhr-Kerze bei 1,4418 unterschritten werden, möchte ich short sein, denn dann wäre die bearishe Flagge aktiviert.

Risiken begrenzen

Meinen Stopp legte ich bei 1,4469 fest, also am Hoch dieser Stundenkerze. Damit betrug mein Risiko 51 Pips. Nun stellte sich die Frage nach einem möglichen Kursziel. Hier ging ich wie folgt vor: die Abwärtsbewegung des Vortages umfasste etwa 150 Pips, also sollte es nach dem triggern der Flagge idealtypisch zu einem Move gleicher Länge kommen.  Vom Hoch bei 1,4469 entspräche dies dem Niveau bei rund 1,4320. Interessanterweise  befanden sich etwa 10 Pips höher die tiefs vom 25. und 26. August 2011. Ich entschied mich daher, mein Gewinnziel bei 1,4330 festzulegen. Dies wären im Erfolgsfall 88 Pips. Ein CRV von 1,7 klingt zwar nicht besonders hoch, angesichts der hohen trefferquote bei  Flaggenformationen fackelte ich jedoch nicht lange. Gegen 16.10 Uhr kam Verkaufsdruck auf und meine Short-order des CFD Währungspaares wurde aktiviert. Die nachfolgende Entwicklung bestätigte meine Analyse: Der Abwärtstrend seit Anfang August wurde gebrochen und die Bären hatten wieder das Sagen. Kurz nach 19 Uhr kam ? nach einer kurzen Konsolidierung ? die nächste Abwärtswelle und der Euro/Dollar fiel auf 1,4368. Meine Short-Position befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit 50 Pips im Plus. Zeit für ein  Nachziehen des Stopps! Gesagt, getan. Ab sofort war ich sehr entspannt, denn nun konnte überhaupt nichts mehr anbrennen, auch über Nacht nicht. Als ich am nächsten Morgen  auf den Chart blickte, war die Spannung groß: Wurde mein Kursziel erreicht oder bin ich ausgestoppt worden? Gegen 7 Uhr stand der Kurs bei 1,4375 und damit mehr oder weniger auf dem Niveau des Vorabends. Ich ließ den trade weiter laufen. Kurz nach 9:10 Uhr wurde das Gewinnziel bei 1,4330 erreicht. Wunderbar, nur war der Fall des Euro/Dollar damit noch lange nicht am Ende ? das Tagestief am 1. September wurde bei 1,4226 notiert, also nochmal rund 100 Pips tiefer.

Kein Trade ist perfekt

Mit einem CRV von 1,7 war der trade erfolgreich. Allerdings zeigt sich im Nachhinein,  dass mit dem Einsatz eines Trailing Stopps ein besseres Ergebnis erzielt worden wäre. Im  konkreten Fall hätte der Gewinn des Short-Trades mehr als verdoppelt werden können,  schließlich fiel das Währungspaar um weitere 100 Pips nach dem Schließen der Short-Position. Aber kein Trade ist perfekt, wichtig ist nur, dass ein sinnvolles Verhältnis  zwischen Chance und Risiko vorhanden ist.

Quelle: Marketindex Weekly – der Wöchentliche Newsletter von RBS Marketindex

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