Marketindex Tradingtagebuch – Go with the flow

Der DAX ist und bleibt ein hochvolatiler und daher sehr interessanter Markt. Gerade für die aktiven Marktteilnehmer bietet der Leitindex immer wieder attraktive Long- und Short-Gelegenheiten. Wie groß die Unsicherheit seit dem Sommer-Crash ist, offenbart ein Blick auf die Schwankungsbreite. So sind Handelstage mit einer Kursspanne von 300 bis 500 Punkten keine Seltenheit mehr. Wehe dem also, der in solch einem volatilen Markt ohne Stopps arbeitet!

Short-Einstieg bei 6.118 Punkten

Wie man als Trader in solch turbulenten Zeiten selbst mit einfachen Mitteln Geld verdienen kann, möchte ich Ihnen anhand meines letzten Short-Trades zeigen. Wir schreiben den 4. November 2011. Der X-DAX eröffnete bei 6.160 Punkten und befand sich damit 34 Punkte unter dem Hoch des Vortages, das ich mir als Widerstand für den Handelstag markiert hatte. Wie auf dem oben stehenden 15-Minuten-Chart zu sehen ist, kam der Aktienindex nicht mehr weiter und erreichte bei 6.188 Punkten das Morgenhoch. Kurz nach 9
Uhr wurde bereits das Eröffnungsniveau unterboten und ich begann, einige Szenarien durchzurechnen. Handelt es sich nur um eine Korrektur, bevor es über das Vortageshoch geht? Oder ist das der Beginn einer kräftigen Abwärtsbewegung? Zu dem Zeitpunkt war ich mir noch unschlüssig und wollte daher noch etwas abwarten, bis sich ein klares Signal ausbildet. Denn genau darum geht es beim Traden: um das Handeln klarer, gut kalkulierter Signale. Alles andere kostet langfristig nur Geld. Doch zurück zum X-DAX: Kurz nach 10 Uhr durchbrach das Börsenbarometer die 6.100er-Marke, stieg anschließend jedoch wieder bis in den Bereich der 6.152er Marke an. Doch auch ein zweiter Anlauf zwischen 11:30 und 12:00 Uhr brachte keinen Ausbruch nach oben. Jetzt war für mich relativ klar, was der nächste Schritt war. Time to short! Als die Marke von 6.118 Zählern nach unten gebrochen wurde, ging ich mit einer Market-Order short. Meinen Stopp gab ich sofort in die marketindex-Plattform ein ? und zwar bei 6.160 Punkten. Damit lag mein Risiko bei 42 Punkten Als mögliches Kursziel hatte ich das Mittagstief des Vortages bei 6022 Punkten ausgemacht.

Ein Abwärtstrend beginnt

Schauen wir uns an, wie es mit dem Short-trade weiterging: Nach zwei relativ bewegungsarmen Kerzen folgte gegen 12:45 Uhr die nächste Abwärtsbewegung, die den X-DAX auf 6.082 Punkte führte. Auch die kommenden Kerzen bestätigten, dass ich auf der richtigen Seite lag, und ich war erfreut über den bereits aufgelaufenen Buchgewinn. Kurz nach 14 Uhr ging es nochmals dynamisch nach unten und mein Gewinnziel bei 6.022 Zählern wurde wenige Minuten später erreicht. Da ich keine Order für die Sicherung des Gewinns eingegeben hatte, stand ich nun vor einer wichtigen Entscheidung: Sollte ich den Short-trade schließen und einen Gewinn von 96 Punkten mitnehmen oder auf tiefere Kurse warten und einfach nur den Stopp nachziehen? Ich überprüfte nochmals den Chart und stellte fest, dass wenige Punkte unter der 6.000er-Marke ein wichtiges Fibonacci-Retracement lag, so dass hier ein Richtungswechsel stattfinden könnte. Die Serie fallender Hoch- und Tiefpunkte bestärkte mich jedoch in der Annahme, dass sich ein Verkauf an dieser Stelle ? wie so oft ? im Nachhinein als voreilig herausstellen könnte. Ich zog also meinen Stopp von 6.160 Punkten auf Einstand nach und wartete ab. In den nächsten 30 Minuten zog der X-DAX an und stieg auf 6.046 Punkte. Doch schon die nächste Kerze bestätigte, dass die Bären weiterhin das Sagen hatten. Kurz vor halb vier war es dann soweit, ein neues Tagestief war erreicht. Zeit, den Stopp auf das letzte Verlaufshoch bei 6.046 nachzuziehen. Damit waren bereits 72 Punkte ?gesichert?. Etwa eine Stunde später markierte der X-DAX einen Tiefpunkt bei 5.927 Punkten. Ich zog meinen Stopp erneut nach, auf 5.987 Punkte. Gegen 18:30 Uhr wurde dieser auch berührt und ich war wieder flat. Bravo! Das Ergebnis konnte sich mehr als sehen lassen: 131 Punkte Gewinn bei einem Anfangsrisiko von 42 Zählern.

Go with the flow!

Dieser Short-trade beweist wieder einmal, worum es beim trading in erster Linie geht, nämlich um das Auffinden von Long– und Short-Signalen, die ein günstiges Chance-Risiko-Verhältnis aufweisen. Ein guter trade beginnt schon mit der richtigen Planung,die auch mögliche Kursziele, Stopps und Unterstützungs- beziehungsweise Widerstandsbereiche umfasst. Hat man dann noch das gewisse Quäntchen Glück auf seiner Seite, ist der Gewinn quasi programmiert und die Kapitalkurve steigt Schritt für Schritt an. Denn Hand aufs Herz: Wohin der Markt geht, kann niemand vorhersagen ? erst recht nicht in solch einem unübersichtlichen Umfeld wie heute.

Quelle: Marketindex Weekly – der Wöchentliche Newsletter von RBS Marketindex

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