Marketindex Tradingtagebuch – Ein Minus gehört zum Geschäft

Die Korrektur beim DAX, die nach den Osterfeiertagen an Dynamik zunahm, sorgt derzeit bei vielen Anlegern und Tradern für Verunsicherung. Im Fokus steht die Frage, ob es sich lediglich um eine Korrektur der Gewinne der letzten Monate handelt, oder ob bereits ein neuer Bärenmarkt begonnen haben könnte. Wie wir wissen, sind Prognosen alles andere als sicher. Fest steht daher aktuell nur, dass zumindest kurzfristig die Bären das Ruder übernommen haben. Damit wären wir auch schon bei meinem Short- Trade, den ich am Montag, den 16. April 2012, durchführte. Es ist kurz vor halb acht und ich öffne die marketindex-Plattform. Zur Erinnerung betrachte ich den Kursverlauf vom vorangegangenen Freitag. Der Index wurde vom Handelsbeginn an abverkauft, auch die kleine Erholung zwischen 11 und 13 Uhr konnte den Negativtrend nicht aufhalten, so dass es pünktlich zur Eröffnung des US-Marktes zu einem Bruch der grün markierten Unterstützungszone bei  6.650 Punkten kam. Es folgte, was folgen musste: eine Stopp-Loss-Lawine, die den Leitindex nochmals um rund 100 Punkte absacken ließ. Aufgrund der negativen Vorgaben rechnete ich daher mit einer Fortsetzung der Abwärtsbewegung. Als Kurszielbereich hatte ich die 6.430-Punkte- Marke im Visier, dort lag eine wichtige Unterstützung im Tageschart.

Der Plan steht

Mein Plan für den Tag stand fest: Sobald das Tief vom Freitag bei 6.550 Zählern unterboten wird, gehe ich short. Ich kalkulierte das mögliche Chance-Risiko-Verhältnis des Short-Trades, der schon bald beginnen sollte: Einstieg bei 6.550, Absicherungsstopp bei 6.605 Zählern, das macht ein Risiko von 55 Punkten. Das Kursziel lag bei 6.430, also 120 Punkte tiefer, so dass ein CRV von 2,2 erreicht werden sollte. Bis zur Eröffnung des Marktes schaute ich mir noch die wichtigsten Nachrichten an und ging die bedeutenden Konjunkturtermine für die Woche durch. Um 8:00 Uhr war es so weit: Der DAX startete mit einem minimalen Aufschlag in die neue Börsenwoche. Schon wenige Augenblicke später drehte der Markt nach unten und steuerte das Tief vom Freitag an. Ich nutzte die Gelegenheit und gab die Stopp-Sell-Order in die Plattform ein.

Neues Tief ? ich gehe short

Um 8:36 Uhr dann das lang ersehnte Signal: der DAX unterschreitet das Tief vom Freitag und meine Order wird ausgeführt, ab sofort bin ich short positioniert. Ich gebe unverzüglich die Stopp-Buy-
Order bei 6.650 Punkten ein, damit ich nicht mehr als 55 Punkte verlieren kann. Jetzt heißt es nur noch abwarten und den Markt beobachten. Etwa zehn Minuten später notiert der DAX bei 6.528 Punkten, meine Position weist also bereits einen Buchgewinn von 22 Punkten auf. Ich fühle mich bestätigt und lasse den Trade laufen. Um ein unnötiges Ausstoppen zu verhindern, lasse ich den Stopp aber weiterhin auf dem ursprünglichen Niveau liegen. In der Regel ziehe ich den Stopp erst auf Einstand nach, wenn der Buchgewinn den eingangs riskierten Betrag erreicht hat, in diesem Fall wären das 55 Punkte. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte: die 6.528 Punkte bildeten am Montagvormittag den Tiefpunkt. Wie man im 15-Minuten-Chart erkennen kann, rutschte der DAX unter die blaue Unterstützungslinie. Entgegen meiner Analyse kam es jedoch nicht zu einer Beschleunigung des Trends nach unten. Im Gegenteil: Bereits um 8:52 Uhr stieg der DAX wieder über die 6.550er- Marke an. Mein Buchgewinn war damit wieder weg. Doch ich blieb gelassen, schließlich habe ich schon x-fach erlebt, dass man nervös wird und vorzeitig aus einem Trade aussteigt. Der Markt macht so oder so das, was er will, lautet ein altes Sprichwort. Die Fehler machen wir selbst. Um also nicht meinen eigenen Emotionen zum Opfer zu fallen und den Trading-Plan über Bord zu werfen, entschied ich mich, den PC zu verlassen, als der DAX meinem Stopp immer näher kam.

Ein Minus gehört zum Geschäft

Als ich kurz vor dem Mittagessen wieder auf den Schirm blickte, notierte der DAX bei 6.630 Punkten. Damit war klar, dass meine Erwartung für diesen Handelstag nicht aufging und der Trade mit einem Minus ausgestoppt wurde. Das Ergebnis: ein Minus von 55 Punkten. Im Nachhinein betrachtet wäre ein Glattstellen der Position bereits nach der Ausbildung der Umkehrkerze die richtige Entscheidung gewesen, spätestens aber nach dem Pullback an die besagte 6.550er-Linie. Aber an der Börse, man weiß nie genau, was passieren wird. Mit dem Setzen eines Stopps hat man wenigstens
die Höhe des Verlusts in der Hand ? und genau das schützt uns Trader vor unerwarteten Ereignissen.

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