BaFin verschärft Regeln für Turbo-Zertifikate

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat eine Produktintervention für Turbo-Zertifikate beschlossen. Ab Juni 2026 gelten strengere Vorgaben für den Vertrieb dieser hochspekulativen Hebelprodukte an Privatanleger.

Verpflichtende Warnhinweise und Wissensprüfung
Künftig müssen Emittenten und Broker eine einheitliche Risikowarnung anzeigen. Für Kunden von CFD-Brokern ist dies übrigens nichts neues. Hier werden die Verlustquoten schon seit einigen Jahren verpflichtend in jeder CFD-Werbung angezeigt.

Zudem sind Broker verpflichtet, vor jedem Kauf zu überprüfen, ob Anleger die Funktionsweise der Turbo-Zertifikate nachvollziehen können. Diese Wissensabfrage ist mindestens alle sechs Monate zu wiederholen. Lockangebote wie reduzierte Ordergebühren oder Boni für Neukunden werden untersagt.

?Mit dieser Maßnahme stellen wir sicher, dass Kleinanleger die besonderen Risiken von Turbo-Zertifikaten verstehen, bevor sie investieren?, erklärte Thorsten Pötzsch, Exekutivdirektor für Wertpapieraufsicht und Asset Management bei der BaFin. ?Diese Produkte können erhebliche Verluste verursachen ? daher ist es entscheidend, Transparenz zu schaffen und das Risikobewusstsein der Anleger zu stärken.?

Hohe Verluste bei Privatanlegern
Die BaFin hatte den Markt für Turbo-Zertifikate über fünf Jahre hinweg analysiert und dabei deutliche Defizite beim Anlegerschutz festgestellt. Laut der Untersuchung verloren 74,2 Prozent der Kleinanleger Geld ? im Durchschnitt 6.358 Euro pro Person. Insgesamt beliefen sich die Verluste im Untersuchungszeitraum auf über 3,4 Milliarden Euro.

Die Aufsicht bemängelt insbesondere die Komplexität der Produkte sowie aggressive Marketing- und Vertriebsstrategien. Nach einer öffentlichen Konsultation im Mai verlängerte die BaFin die ursprünglich geplante Übergangsfrist von drei auf acht Monate, da viele Institute mehr Zeit benötigten, um die neuen Anforderungen technisch umzusetzen.

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