Schweizer Nationalbank trifft Devisenbroker ins Mark – Alpari insolvent ?

Internationale Devisenhändler von SNB stark getroffenDie Meldung der Schweizer Nationalbank, das feste Verhältnis des Schweizer Franken zum Euro zu lösen, hat für drastische Verwerfungen am Devisenmarkt geführt. Mehrere auf den Devisenhandel spezialisierte Brokerhäuser weltweit melden erhebliche Verluste, mindestens ein Broker musste gar Insolvenz anmelden. Wir arbeiten hier die Ereignisse auf:

Nachdem die Meldung (wir berichteten) heraus war, stieg binnen Minuten der Kurs des Schweizer Franken gegenüber dem Euro um fast 40% und gegenüber anderen Währungen um 15%. Weil Schwankungen in der Größenordnung am Devisenmarkt absolut unüblich sind, rauschten auch die Devisen-Depots von vielen Marktteilnehmern in die Tiefe. Weil es kaum Liquidität am Markt gab, konnten die Broker die Positionen nicht mehr rechtzeitig glattstellen. Das Minus überstieg in vielen Fällen das hinterlegte Kundenvermögen (Margin) mit dem üblicherweise Devisengeschäfte abgesichert sind.

Ein Überblick über die am deutschen Markt aktiven Akteure:

  • Alpari UK: Am dramatischsten hat es Alpari getroffen. Der britische Devisenbroker, der auch eine Filiale in Frankfurt a.M. unterhält und hierzulande ebenfalls viele Kunden hat, hat so große Verluste erlitten, dass das Unternehmen einen Tag später Insolvenz anmelden musste. (Update: Anscheinend kämpft das Unternehmen noch um Lösungen und verhandelt mit Geldgebern und Aufsichtsbehörden, um den Geschäftsbetrieb fortsetzen zu können)
  • FXCM: Ebenfalls sehr stark getroffen scheint der US-Devisenbroker zu sein. Per Eilmeldung wurde bekanntgegeben, dass ein Schaden von mindestens 225 Millionen US-Dollar eingetreten ist. Der Aktienkurs von FXCM brach daraufhin in der Spitze um 90% ein. Gestern wurde bekannt, dass der Finanzinvestor Leucadia FXCM ein Darlehen von 300 Millionen US-Dollar gewährt, damit der Geschäftsbetrieb „normal“ weitergehen kann.
    Update 28.01.2015: Zwischenzeitlich gab FXCM bekannt, dass einem Großteil der Kunden, die Negativsalden erlassen worden sei. Institutionelle Kunden sowie erfahrene Kunden mit größerer Finanzkraft seien dagegen aufgefordert worden, die negativen Salden auszugleichen (Meldung).
  • IG: Die britische IG Group gab bekannt, dass ein Schaden von 30 Millionen GPB (ca. 45 Millionen US-Dollar) entstanden sei. Der Aktienkurs von IG fiel an der Londoner Börse um mehr als 6%. (Update: Zwei Tage nach dem Debakel machte die IG Group Schlagzeilen mit der Aussage, dass sie bereit sei, andere in Schwierigkeiten geratene Forex-Broker und deren Kunden aufzukaufen. Dafür stehen der Gruppe 400 Millionen GBP Cash-Reserven zur Verfügung)
  • Interactive Brokers (IB) gab bekannt, dass bei den Kunden des Unternehmens Verluste von 120 Millionen Dollar eingetreten seien.
  • ETX Capital: Der britische Forex- und CFD-Broker äußerte sich ebenfalls zu dem Crash. Danach hätten die Verwerfungen am Devisenmarkt keine Auswirkungen auf das Geschäft von ETX Capital gehabt.
  • Swissquotes: Auch der schweizer Broker scheint mit 25 Millionen CHF betroffen zu sein. Hier seien Rückstellungen in der Höhe aufgelöst worden und das operative Ergebnis für das erste Halbjahr 2015 werde davon beeinflusst werden, so der Broker. Es werde aber immer noch die Kernkapitalquote Tier 1 eingehalten. Heute war die Webseite des Brokers allerdings offline mit einem Hinweis, dass die Systeme überprüft werden müssen.
  • CMC Markets: Der britische Broker, der zu den CFD-Marktführern in Deutschland gehört, gab ebenfalls eine Pressemitteilung heraus. Darin werden nicht näher bezifferte Verluste eingeräumt. Allerdings sollen diese nicht so hoch sein, dass das operative Geschäft davon betroffen ist. Alle bilanziellen Vorschriften würden nach wie vor eingehalten, zudem seien weiterhin Eigenmittel von über 130 Millionen GPB vorhanden.
  • Deutsche Bank: Selbst Branchengrößen wie die Deutsche Bank sind von den Ereignissen nicht unbeschadet geblieben. Angeblich belaufen sich die Verluste der Bank auf 150 Millionen US-Dollar.
  • ActivTrades: Der Broker teilt per Pressemitteilung (vom 19.01.2015) mit, dass die Sicherungssysteme bereits im November 2014 angepasst wurden. Damals wurde eine Erhöhung der erforderlichen Margin bei CHF-Währungspaaren auf das 16-fache veranlasst. Dank dieser Vorsorgemaßnahme war ActivTrades imstande, etwaige Verluste seiner Kunden weitestgehend zu begrenzen.
  • Admiral Markets: Am 20.01.2015 hat die deutsche Niederlassung von Admiral Markets eine Presseerklärung zu den Turbulenzen versendet. Danach war bei Admiral Markets UK nur eine kleine einstellige Kundenanzahl von den Schweizer-Franken-Turbulenzen mit negativem Kontensaldo betroffen. Die „hohen, ausgereiften Sicherheitsmechanismen haben auch in diesen unvorhersehbaren Krisenzeiten des „Tsunami“ an den Forex-Märkten sehr gut gegriffen und die Mehrheit der Kunden automatisch vor Minusständen geschützt.“ In den wenigen Fällen, wo die Kontostände im Minus abgeschlossen haben, habe Admiral Markets „dies Anfang der Woche mit eigenen Mitteln kompensiert und die Konten auf null ausgeglichen.“

Wie es zu den Liquiditätsproblemen der Broker kommen konnte und was es mit der Nachschusspflicht auf sich hat, analysieren wir hier im Detail.

Sehr interessant ist auch noch eine Diskussion von Betroffenen im Forum von wallstreet-online.de

Gibt es unter Euch Betroffene? Wenn ja, welche Auswirkungen hat der Crash bei Euch gehabt?

Kommentare sind geschlossen.