4. März 2013, 12:14

EUR/USD-Kurs technisch angeschlagen

Von Oliver Bossmann, Marktanalyst

Die deutschen Einzelhandelsumsätze wurden für Januar im Vergleich zum Vormonat mit einem Plus von 3,1 Prozent gemeldet und registrierten damit den höchsten Anstieg seit sechs Jahren. Im Dezember fielen die Einzelhandelsumsätze im Monatsvergleich noch stärker, nämlich um -2,1 Prozent. Auch insgesamt sieht die Situation bei dem deutschen Verbraucher gut aus, denn auf Jahresbasis stiegen die Einzelhandelsumsätze um 2,4 Prozent.

 

Die überraschend guten Daten von der deutschen Konsumentenfront passen zu den jüngst veröffentlichten sehr guten Zahlen des IFO-Geschäftsklimaindex in Deutschland. Es sieht so aus, als befände sich die größte Ökonomie Europas auf einem soliden Pfad der wirtschaftlichen Erholung im ersten Quartal des Jahres. Auch die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit in Deutschland verharrt mit 6,9 Prozent, im Kontrast zu anderen europäischen Ländern, auf einem relativ niedrigen Niveau und könnte das wirtschaftliche Wachstum im ersten Quartal anfeuern.

 

Der Kurs des EUR/USD konnte bislang nicht von den guten Zahlen aus Deutschland profitieren und fällt momentan in Richtung der Marke von 1,30 USD. Jedoch hält sich die Volatilität in dem Währungspaar in den letzten beiden Handelstagen in Grenzen. Es könnte sein, dass den internationalen Anlegern die Italien-Wahl immer noch schwer im Magen liegt und dass diese sich mit Engagements in der Eurozone zurückhalten. Erst wenn sich in Italien regierungsfähige Mehrheiten im Parlament und in der Senatskammer abzeichnen, dann könnte es vielleicht auch wieder etwas Unterstützung für den Euro gegenüber anderen wichtigen Währungen geben. Momentan zumindest könnte die Unsicherheit noch zu groß sein.

 

Unterstützung könnte die momentane Euro-Schwäche ebenso von der Seite der Inflationsdaten für die Eurozone erhalten haben. So stieg z.B. der deutsche Verbraucherpreisindex im Februar auf Jahresbasis nur um 1,5 Prozent. Erwartet wurden hier 1,7 Prozent. Auch die Kerninflationsrate für die Eurozone war mit einer Lesung von 1,3 Prozent auf Jahresbasis geringer gemeldet worden als von den Analysten erwartet. Hier lagen die Konsensschätzungen bei 1,5 Prozent. Diese niedrige EU-Kerninflation könnte Spekulationen um eine Leitzinssenkung seitens der EZB um 0,25 Prozent auf 0,5 Prozent auf ihrer nächsten Sitzung begünstigen.

 

Aus den USA hörte man Anfang der Woche Fed-Chef Ben Bernanke sprechen, der seine ultralockere Geldpolitik vor den Finanzausschüssen des Senats und des Kongresses verteidigen musste. Laut Bernanke hätten seine Aktionen vor allem dem US-Verbraucher in Form historisch niedriger Zinssätze geholfen. Ein Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm der Fed wäre auch ohne den Verkauf von Anleihen am Markt möglich, so Bernanke. Man könnte die Anleihen bis zum Ende der Laufzeit halten und über andere Maßnahmen, wie etwa Zinserhöhungen oder Mindestreservesatzänderungen, die Geldmenge anpassen, entgegnete er Stimmen, die eine Bondblase in den USA und auch weltweit sehen.

 

Alles in allem scheint es so, als werde QE 3 auch weiterhin mit voller Kraft durchgezogen. Damit könnte der Euro gegenüber dem US-Dollar vorerst eine fundamentale Unterstützung gefunden haben. Von technischer Seite befindet sich der Kurs des EUR/USD jedoch in einem völlig intakten kurzfristigen Abwärtstrend. Der mittelfristige Aufwärtstrend, der seit Mitte letzten Jahres Bestand hatte, ist nun nachhaltig gebrochen worden und damit erst einmal Geschichte. Mit dem Bruch verschlechterte sich die charttechnische Situation nachhaltig, denn im übergeordneten bzw. langfristigen Bild befindet sich der EUR/USD-Kurs nach wie vor in einem intakten Abwärtstrend. Falls die Zone um 1,30 USD  nicht gehalten werden sollte, könnte der Einheitswährung unter Umständen ein weiterer Kursrutsch in Richtung der nächsten Unterstützungen drohen.

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