28. April 2017, 08:00

Edelmetalle: Talfahrt wieder aufgenommen?

Die Edelmetalle um Gold und Silber haben seit geraumer Zeit eine faszinierende Wirkung auf ihre Besitzer und auch Anleger. Daher gelten die Edelmetalle auch an den Finanzmärkten als polarisierende Anlagealternative, die insbesondere in unsicheren Zeiten als sicherer Hafen gefragt ist. Daher war auch der Kursanstieg vor dem ersten Wahlgang in Frankreich eine logische Konsequenz. Gleiches gilt für die schwächeren Notierungen nach dem Ausgang des ersten Wahlgangs, welcher darauf schließen lässt, dass mit Marine Le Pen wohl keine populistische Präsidentin das Ruder in Frankreich übernimmt. Gleichzeitig startete ein Abgesang auf Gold, sogar von einer Talfahrt und dessen Fortsetzung konnte an der ein oder anderen Stelle gelesen werden. Dabei genügt ein Blick auf die Großwetterlage, um aus diesen Aussagen etwas die Brisanz zu nehmen.

Marktsituation Gold ? 28. April 2017

Tatsächlich hat das gelbe Edelmetall mit dem bullishen Ausbruch über die langfristige Abwärtstrendlinie ein starkes Kaufsignal generiert und damit den mittel- bis langfristigen Ausblick stark verbessert. Dass nach dem Ergebnis des ersten Wahlgangs in Frankreich eine Konsolidierungsphase folgt, ist insbesondere in der Nachbetrachtung nicht sonderlich überraschend. Bislang stellt diese Konsolidierung aber lediglich eine gesunde Pullbackbewegung an die vorherigen Widerstandsbereiche dar. Hierbei korrigierte Gold um knapp 2,5 Prozent- Talfahrt ist damit aus technischer Perspektive definitiv der falsche Begriff.

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Stattdessen bestehen auf dem aktuellen Kursniveau und an der nächsten mittelfristigen Unterstützung bei 1.245,- USD gute Chancen für eine Stabilisierung und eine anschließende Fortsetzung der bullishen Ausbruchsbewegung. Dieses Szenario wird durch den seit Jahresbeginn bestehenden Aufwärtstrend auf Tagesbasis bestärkt. Hinzu kommen die 100er-EMA (hellblaue Linie) und die 200er-EMA (gelbe Linie), welche derzeit bei knapp 1.238,- USD notieren und eine aufsteigende Tendenz aufweisen. Somit wirken diese sich ebenfalls auf den o.a. Unterstützungsbereich aus. Erst wenn Gold unter diese Kursniveaus zurückfällt dürfte sich die Abwärtsbewegung beschleunigen und die psychologische Marke bei 1.200,- USD wieder in den Fokus der Anleger rücken.

Die geplante US-Steuerreform stellte bei den Edelmetallen kein allzu bewegendes Thema dar. Hier wurden am Mittwoch erste Eckdaten vorgestellt. Die Reform beinhaltet eine Vereinfachung der Einkommenssteuersätze und eine Senkung des Einkommensspitzensteuersatzes von 39,6 Prozent auf 35 Prozent. Die Unternehmenssteuern sollen massiv von 35 auf 15 Prozent gesenkt werden. Zudem soll es bei der Besteuerung von Einnahmen, die US-Unternehmen im Ausland erzielen, einen Kurswechsel geben. Wie die Steuersenkungen finanziert werden sollen, ist unklar. Die Trump-Administration hofft auf ein höheres Wirtschaftswachstum, zu befürchten steht jedoch, dass die Staatsverschuldung steigt.

Neue weitreichende Details und ein Zeitplan für die Umsetzung der Reformen blieb die Trump-Administration allerdings erneut schuldig, sodass die Kapitalmärkte keine nennenswerte Reaktion auf die Reformpläne zeigten. Auch von Seiten der EZB gab es am gestrigen Handelstag keine Neuigkeiten, sodass auch hier der Einfluss auf die Edelmetallpreise gering blieb.

Unterstützungen und Widerstände Gold:

Unterstützungen Widerstände
1.276,- USD 1.283,- USD
1.270,- USD 1.287,- USD
1.262,- USD 1.292,- USD
1.250,- USD 1.300,- USD
1.243,- USD 1.305,- USD

Ausblick Gold

Im Stundenchart ist es Gold an den letzten beiden Handelstagen gelungen sich bei 1.261,- USD kurzfristig zu stabilisieren. Um auf diesem Niveau einen nachhaltigen Boden auszubilden ist allerdings ein Bruch des Widerstandes bei 1.270,- USD notwendig. In diesem Fall ergibt sich für das gelbe Edelmetall weiteres Anstiegspotenzial bis 1.276,- USD und 1.280,- USD.

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Sofern es Gold nicht gelingt die Marke bei 1.261,- USD zu halten, würde die langfristige Abwärtstrendlinie (schwarz) das nächste Kursziel darstellen.

Marktsituation Silber ? 28. April 2017

Silber setzte seine relative Schwäche im Vergleich zum gelben Edelmetall auch in der vergangenen Handelswoche fort und kam dabei verstärkt unter Druck. Dies wird auch im weiterhin ansteigenden Gold/Silber Ratio deutlich (vgl. unten).

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Hier befindet sich die nächste Unterstützung bei 17,23 USD. Diese resultiert aus den Bewegungshochs aus Dezember 2016 und Januar 2017. Sofern es Silber nicht gelingt sich auf diesem Kursniveau zu stabilisieren, dürfte ein weiterer Rücksetzer bis auf 16,85 USD erfolgen. Hier befindet sich mit dem Bewegungstief vom 15. März die nächste mittelfristige Unterstützung. Sollte Silber auch diese Unterstützung nicht verteidigen rückt die Marke bei 16,66 USD und eine sich fortsetzende mittelfristige Abwärtsbewegung in den Fokus der Anleger.

Deutlich aufhellen würde sich Chartbild bei Silber erst wenn es gelingt den übergeordneten Widerstandsbereich bei 18,50 USD bzw. 18,60 USD zu überwinden. Hier befindet sich zugleich das letzte mittelfristige Bewegungshoch. Im Anschluss würden die Marken bei 19,- USD und 20,- USD wieder auf die Agenda rücken.

Unterstützungen und Widerstände Silber:

Unterstützungen Widerstände
17,33 USD 17,53 USD
17,22 USD 17,75 USD
16,85 USD 17,95 USD
16,66 USD 18,10 USD
16,35 USD 18,25 USD

Ausblick Silber:

Silber befindet sich seit dem 13. April in einem intakten Abwärtstrendkanal. Der nächste entscheidende Widerstand befindet sich hier bei 17,53,- USD. Erst wenn es Silber gelingt diesen Widerstand zu egalisieren und damit gleichzeitig den Abwärtstrendkanal bullish zu triggern, würde sich wieder ein besserer technischer Ausblick ergeben.

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Auf der Unterseite ist der Unterstützungsbereich zwischen 17,33 USD und 17,22 USD für den laufenden Handelstag von besonderer Bedeutung. Sofern Silber diesen Bereich bearish triggert würde sich das nächste Kursziel bei 16,85 USD ergeben. Diese Unterstützung resultiert aus dem Bewegungstief vom 15. März und stellt damit eine mittelfristige Unterstützung dar. Damit würde sich auch weiteres Abwärtspotenzial ergeben, sofern diese Unterstützung nachhaltig durchbrochen wird.

Gold/ Silber Ratio:

Das Gold/Silber Ratio liegt anhand der derzeitigen Kursniveaus bei 73,00 und zeigte sich in den vergangenen Handelstagen damit weiter deutlich erholt. Anhand des Gold/Silber Ratio liegt daher weiterhin eine Überbewertung zu Gunsten von Gold vor, da das Gold/Silber Ratio weiterhin über dem historischen Durchschnittswert notiert. Im Durchschnitt lag die Ratio in den vergangenen 60 Jahren bei 57,6 mit einer Standardabweichung von 17,3. Am 01. März des letzten Jahres notierte die Ratio noch bei 83 Punkten und damit 3 Punkte über dem historischen Wendepunkt von 80. Aufgrund des Gold/Silber Ratios besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die relative Stärke von Silber aus den vergangenen Wochen beibehalten wird. Seit Jahresbeginn ist die Überbewertung zu Gunsten von Gold bereits stark abgebaut worden. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit für eine Fortsetzung des derzeit vorherrschenden Trends höher einzustufen als eine zeitnahe Trendwende und eine erhöhte Nachfrage bei Gold. Die kommenden politischen Entscheidungen in Europa haben allerdings durchaus das Potenzial das Blatt zu Gunsten von Gold zu wenden, da Gold als sicherer Hafen in der Regel noch stärker gefragt ist als Silber. Dies sollte in den kommenden Wochen und Monaten berücksichtigt werden.

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Hinweis in eigener Sache:

DAX ab 0,8 Spread (ECN + Kommission) und EUR/USD ab 0,1 Spread (ECN + Kommission). Mehr Informationen finden Sie unter: http://www.roboforex.de/forex-handel/handel/kontomodelle/

Wichtige Wirtschaftsdaten für Freitag, den 28. April:

Zeit Währ. Ereignis

  • 10:30 GBP Bruttoinlandsprodukt (BIP) (Quartal) (Q1)
  • 10:30 GBP Bruttoinlandsprodukt (BIP) (Jahr) (Q1)
  • 11:00 EUR Verbraucherpreisindex (Jahr) (Apr)
  • 14:30 USD Bruttoinlandsprodukt (BIP) (Quartal) (Q1)
  • 14:30 CAD Bruttoinlansprodukt (BIP) (Monat) (Feb)

Alle Wirtschafsdaten und Handelstermine finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.

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Benedikt Wachsmann

Benedikt Wachsmann arbeitet als Chartanalyst für RoboForex.de und veröffentlicht jede Woche sehr anschauliche Einschätzungen der aktuell beliebtesten Märkte.