10. April 2018, 09:31

DAX springt in neutrale Zone zurück – Geopolitische Risiken nehmen zu

Es war die versöhnliche Rede des chinesischen Premiers, die die weltweiten Börsen zur Abwechslung einmal aufatmen lässt. Damit nimmt für den Moment zumindest die Angst vor einem Handelskrieg ab. Da China aber die Taiwan-Frage aufwarf, ein US-Zerstörer vor der syrischen Küste steht und Russlands Börse und Währung nach neuen Sanktionen kräftig einbrachen, tauchen jetzt jede Menge neue geopolitische Probleme am Horizont auf.

Traditionell werden an den Börsen diese Risiken mit steigenden Öl- und Goldpreisen beantwortet. Tatsächlich steht Brent-Öl nahe 71 US-Dollar und Gold nahe 1.360 US-Dollar an charttechnisch zentralen Widerständen, deren Bruch weitere Kursgewinne mit sich bringen könnten. Der Euro könnte bei einer weiteren Kapitalflucht aus dem Rubel als sicherer Hafen angesteuert werden und über 1,25 US-Dollar ebenfalls kräftig aufwerten.

Donald Trump steht jetzt vor einer großen Bewährungsprobe auf geopolitischer Ebene, deren Ausgang nach dem Erfolg mit der Steuerreform die Zwischenwahlen maßgeblich bestimmen wird. Für die Aktienbörsen scheint dieses Thema jedoch weit entfernt. Dort schießt man sich jetzt zunehmend auf die startende Berichtssaison ein. In jedem Quartal dieses Jahres wird im S&P 500 Index nicht nur damit gerechnet, dass die Gewinne wachsen, sondern dass sie sogar noch mit einer zunehmenden Geschwindigkeit zulegen werden. Das ist die fundamentale Kulisse, vor der sich die Käufer sukzessive nach vorne wagen. Damit bleibt die grundlegende Stimmung positiv, auch weil Anleger vor diesem Hintergrund Angst haben, etwas zu verpassen.

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Jochen Stanzl

Jochen Stanzl ist Chef-Marktanalyst bei CMC Markets in Frankfurt. Davor war er über 15 Jahre bei der BoerseGo AG als Finanzmarktanalyst tätig.