DAX gibt nach – Griechenland wirft weiter seinen Schatten

Andreas Paciorek, 02. Juni 2015

Erneut war der heutige Handelstag geprägt von diversen Statusmeldungen zu den griechischen Schuldengesprächen. Dabei deutet sich eine Duell-Situation an: Die Troika legt Griechenland ein Ultimatum vor, während Griechenland seinerseits ein umfassendes Reformprogramm anbietet. Ein Treffen in der Mitte scheint aktuell nicht möglich, um es mit den Worten von Eurogruppen-Chef Disselbloem auszudrücken, der selbst bis zur Freitags-Deadline theoretisch keine Lösungs-Chance sieht. 

Es ist gut möglich, dass die EZB morgen den Druck auf Griechenland noch erhöht und Abschläge auf Staatsanleihen, die griechische Banken als Sicherheitsleistungen für die ELA-Notkredite halten, anordnet, sollte Griechenland am Freitag die IWF-Rate nicht zahlen. Damit hätten wir nächste Woche wohl Kapitalkontrollen in Griechenland. Auch in den USA durchlaufen die Marktteilnehmer ein Wechselbad der Gefühle, wenn es um die Frage der Zinswende und der Verfassung der US-Wirtschaft geht. 

Mit einem Rückgang der Auftragseingänge an die Industrie, auf Jahressicht den sechsten Monat in Folge, deutet sich ein lediglich schwacher Rebound der US-Wirtschaft im zweiten Quartal an. Die Hoffnung auf länger niedrige Zinsen wurde dabei überschattet von der Sorge über fortgesetzt schlechte Unternehmensergebnisse. Profiteur war heute vor allem der Euro, der von wieder anziehenden Eurozonen-Verbraucherpreisen und dem vermutlich erst im zweiten Halbjahr stattfindenden Zinswende-Termin in den USA profitierte.

Aus charttechnischer Sicht bewegt sich der DAX auf des Messers Schneide. Nach der Hammerkerze gestern erfolgte heute keine bullische Antwort mit einer kräftigen Erholung, stattdessen rutschte der DAX unter die Aufwärtstrendlinie vom Oktober. Auch wenn das Jahrestief um 11.170 Zähler noch ein ganzes Stück entfernt ist, könnte nun ein Rückfall nicht nur auf diese Marke, sondern darunter sogar bis auf 10.720 Zähler drohen, was das theoretische Kursziel einer ABC-Korrektur vom Allzeithoch darstellen würde.

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