Marketindex Tradingtagebuch – The trend is your friend

Wir schreiben den 12. September 2011. Der Crash seit Anfang August 2011 hat mittlerweile 2.000 Punkte ausradiert. Wer hätte das gedacht: Die Kursgewinne der letzten zwei Jahre haben sich in zwei Monaten buchstäblich in Luft aufgelöst. Und auch diese Woche stand unter keinem guten Stern, so schien es an jenem Montag, als der DAX am Mittag die psychologisch wichtige 5.000-Punkte-Marke durchbrach und bei 4.966 Punkten einen neuen Tiefstand generierte. Als ich die Marktbewegung beobachtete, wurde mir wieder auf eindrucksvolle Weise vor Augen geführt, dass man niemals in ein fallendes Messer greifen sollte. Denn wenn die Bären einmal am Drücker sind, kann es sehr schnell sehr viel tiefer gehen, als man sich vorstellen kann. Technisch wichtige Unterstützungen werden in solchen Phasen wie Butter durchschnitten und Indikatoren, die überverkauft sind, verbleiben länger auf diesem Niveau, als man zuvor geglaubt hätte. Daher mein Motto: Lieber einen tragfähigen Boden abwarten und etwas später einsteigen, dafür aber mit einer höheren Erfolgswahrscheinlichkeit im Gepäck und einem sinnvollen Stopp.

Zweifacher Test der 4.965-Punkte-Marke

Zur Eröffnung der US-Märkte gegen 15.30 Uhr wurde es spannend. Innerhalb von 30 Minuten legte der deutsche Leitindex um gute 100 Punkte zu. Doch das war es auch schon für den Handelstag, denn bis 20.30 Uhr geschah nicht mehr viel und der heimische Leitindex fiel  wieder auf 5.024 Punkte zurück. Erst am Abend hatten die Bullen wieder die Oberhand und ließen den Index auf ein neues Tageshoch bei 5.146 Punkten steigen. Am nächsten Tag saß ich wieder vor dem Chart und was ich sah, überraschte mich erneut: Nach einem  kurzen Anstieg bis auf 5.186 Punkte brach die nächste Verkaufswelle los und es ging innerhalb von einer Stunde wieder 160 Punkte gen Süden. Nichts für schwache Nerven. Kurz nach zehn Uhr steuerte der DAX das Crash-Tief vom Vortag an und ich war gespannt, was in diesem Bereich geschehen würde. Die Szenarien: Entweder es kommt zu einem Doppeltief oder der Markt rutscht direkt auf das zuvor genannte Unterstützungsniveau bei 4.500 Zählern. Meine Strategie stand zu dem Zeitpunkt fest: Stabilisiert sich der Index im Bereich des Vortagestiefs bei etwa 4.965 Punkten, werde ich einen eng abgesicherten Long-Trade wagen.

Long-Einstieg bei 5.025 Punkten ? Risiko 65 Punkte

Wie auf dem Chart zu sehen ist, wurde am Tagestief vom 13. September 2011 eine klassische ?Doji?-Kerze ausgebildet. Diese signalisiert ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Der Bereich bei 4.966 wurde also erfolgreich verteidigt. Ich ging direkt bei der nächsten Kerze um 10.30 Uhr bei 5.025 Punkten long, meinen Stopp legte ich knapp unter das Doppeltief bei 4.960. Damit lag das Risiko für diesen Trade bei 65 Punkten. Bereits am Tagesende lag die Position mit 172 Punkten vorn. Der Puffer war damit groß genug, um die Long-Position über Nacht zu halten. Am nächsten Tag dann die Ernüchterung: Gegen 8.30 Uhr war der Gewinn wieder auf 46 Punkte zusammengeschmolzen. Mental ging ich schon davon aus, dass mein Trade bald Richtung Einstand laufen würde, also setzte ich meinen Stopp-Loss auf Break-even. Sollte es doch noch nach oben gehen, wollte ich die halbe Position verkaufen, sobald das 2,5-Fache meines ursprünglichen Risikos (also rund 160 Punkte) erreicht worden sein sollte. Kurz vor halb vier war es so weit: Eine Positionshälfte wurde mit einem Gewinn von 160 Punkten Gewinn verkauft. Den Stopp für die Restposition zog ich gleichzeitig auf Break-even hoch, sodass nichts mehr anbrennen konnte. 80 Punkte waren quasi gesichert, gleichzeitig war weiteres Aufwärtspotenzial vorhanden. Schließlich zeigten  beide Durchschnittslinien einen steigenden Trend an. Ich sah dem weiteren Treiben gelassen zu, denn ich wusste, dass dieser Trade nicht mehr schief gehen konnte.

The trend is your friend

Der DAX generierte im weiteren Wochenverlauf kontinuierlich höhere Tiefs und höhere Hochs. Ein klassischer Aufwärtstrend, den man als Trader für sich nutzen sollte. Und genau das tat ich auch. Nach Erreichen eines neuen Höchstkurses zog ich meinen Stopp konsequent nach, und zwar immer auf das letzte Tief. So habe ich quasi einen Trailing Stop umgesetzt. Am Freitag, den 16. September, wurde meine Restposition dann mit Unterschreiten des Tagestiefs bei 5.525 ausgestoppt. Der Gewinn: glatte 250 Punkte. Per Saldo brachte der Trade damit 330 Punkte, das CRV lag bei 5,1. Mal ehrlich, Anfang der Woche hätte ich nicht gedacht, dass ich mich mit so einem Gewinn ins Wochenende verabschieden würde. Danke, lieber Trend!

Quelle: Marketindex Weekly – der Wöchentliche Newsletter von RBS Marketindex

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