Marketindex Tradingtagebuch – Ein Plan ist die halbe Miete

Wir schreiben den 16. August 2011, es ist Dienstag. Der DAX hat sich Ende letzter Woche an der 5.500-Punkte-Marke stabilisieren können und befindet sich nun in der langersehnten Erholungsphase. Die US-Märkte, die nach wie vor den Ton angeben, signalisieren kurzfristig ebenfalls weiteren Spielraum nach oben ? ein guter Grund also, nach möglichen Long-Trades Ausschau zu halten. Am Vortag hatte der Leitindexnach einer 600-Punkte-Rallye zwar etwas schwächer bei 6.022 Punkten geschlossen.

Insgesamt erwartete ich aber eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung. Ziel war es also, mögliche Korrekturen zum Einstieg zu nutzen. Bereits am frühen Morgen hatte ich mir die wichtigsten Märkte angeschaut und im Bereich zwischen 5.870 und 5.840 einen potenziellen Einstiegspunkt für eine Long– Spekulation ausgemacht. Warum gerade diese Marken? Ganz einfach: Auf diesem Kursniveau lagen gleich zwei wichtige Fibonacci-Retracements der vorhin erwähnten Rallye ? also eine massive Unterstützungszone, die möglichst nicht unterschritten werden sollte. Ich nutzte das Zeichenwerkzeug der marketindex-Plattform und zeichnete beide Retracements in den 5-Minuten-Chart ein. Damit stand mein Plan für den Handelstag: Ich wollte im Bereich zwischen 5.870 und 5.840 long gehen. Von nun an hieß es: abwarten und Tee trinken.

Bestätigung des Signals abwarten ? dann handeln

Kommen wir zum Handelsverlauf: Der DAX  fiel gleich zur Eröffnung mit einem Abwärts-Gap, also einer negativen Kurslücke, auf. Der Eröffnungskurs lag bei 5.958 Punkten  und damit mehr als 60 Punkte unter dem  Vortagesschlusskurs. Der Abwärtsdruck setzte sich in der ersten Handelsstunde fort, bis es bei etwa 5.900 Punkten zu einer Stabilisierung kam. Diese währte allerdings nicht lange. Der DAX rutschte weiter ab und  bildete etwa 30 Minuten später ein Tief bei  5.849 Punkten aus ? jenes Niveau, das ich zum Einstieg nutzen wollte. Zur Bestätigung des möglichen Handelssignals wartete ich jedoch ein paar 5-Minuten-Kerzen ab, denn  allzu oft wurde ich genau an solchen Stellen wenige Augenblicke nach dem Einstieg ausgestoppt, weil ich in das berühmte ?fallende Messer? griff. Genau das wollte ich vermeiden, auch wenn mir dadurch wertvolle DAX-Punkte verloren gehen könnten. Gegen 10.35 Uhr kam Bewegung in den  DAx und es bildete sich eine längere weiße  Kerze aus ? genau das Bestätigungssignal, das noch für meinen Einstieg fehlte. Ich fackelte nicht lange und drückte bei 5.875 auf Kaufen. Meinen Stopp gab ich sofort  ein, und zwar fünf Punkte unterhalb des Tagestiefs. Damit lag mein Risiko bei diesem  trade bei 31 Punkten. Da ich im Erfolgsfall das Dreifache des Risikobetrags einfahren wollte, lag mein Gewinnziel bei 93 Punkten. Dies entspräche einem DAX-Stand von 5.968 Punkten. Da das bisherige Tageshoch  bei 5.964 Punkten lag und damit als Widerstand fungierte, entschied ich mich, ein paar Punkte darunter ein Verkaufslimit zu setzen, bei 5.960. Gesagt, getan. Ich beobachtete das Geschehen noch etwas, verließ dann aber den PC.

Nur noch elf Punkte und ich werde ausgestoppt!

Als ich nach dem Mittagessen gegen 13 Uhr auf den Dax-Chart schaute, war ich enttäuscht. Die erhoffte Aufwärtsdynamik blieb aus und der Dax befand sich nach einem kurzen Anstieg wieder in der Nähe meines Einstiegsniveaus. Ich behielt die Nerven und blieb weiter im trade drin. Gegen 14.15 Uhr lag der Dax dann bei 5.855 und ich wurde langsam nervös. Würde das wieder einer der trades werden, die im Plus liegen und dann doch noch mit einem Minus ausgestoppt werden? Es fehlten nur noch elf Punkte und ich wäre ?flat?. Ich schaute noch einmal auf meine Aufzeichnungen, die ich zu Handelsbeginn erstellt hatte, und redete mir ins Gewissen: Halte dich an deinen Plan! Vielleicht war es Zufall, dass ich unerwartet den Computer verlassen musste, jedenfalls zeigte der abendliche Blick auf den Bildschirm, dass sich das Ausharren doch noch bezahlt gemacht hatte. Der trade ging auf. Kurz nach der Eröffnung der US-Börse nahm der DAX noch mal Fahrt auf und das Verkaufslimit wurde gegen 15.40 Uhr ausgeführt. Der Gewinn: 85 Punkte. Bis zum Tagesschluss stieg der deutsche Aktienindex sogar fast auf die 6.000-Punkte-Marke.

Man muss sich an den Plan halten

Ein kleines Resümee des heutigen Tages: Man muss sich strikt an seinen Plan halten. In der Regel ist das hektische ? meist emotional aufgeladene ? Eingreifen in einen laufenden trade nämlich nicht Erfolg versprechend. Im Gegenteil: Wie oft musste ich feststellen, dass ich einen Trade geschlossen habe und der Markt anschließend wie von Zauberhand in die ursprünglich favorisierte Richtung läuft! Kennen Sie das auch? Eine meiner wichtigsten Devisen lautet daher: Plane den trade und trade den Plan.

Quelle: Marketindex Weekly – der Wöchentliche Newsletter von RBS Marketindex

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